Nach dem Krieg im Jahr 2020, als Arzach (Berg-Karabach) mit einer noch nie dagewesenen humanitären Krise zu kämpfen hatte, startete die Aurora Humanitarian Initiative ein Soforthilfeprogramm, um der lokalen Bevölkerung zu helfen. Heute werden im Rahmen des Programms Aurora für Arzach fünf Schwerpunkte unterstützt: dringende humanitäre Hilfe, Gesundheitsversorgung, Wiederherstellung der Infrastruktur, soziale Entwicklung sowie Bildung, Kultur und Sport. Die Menschen in Arzach sind dabei, wieder ins Leben zurückzufinden, und genau dabei werden sie von Aurora unterstützt.
Bereitstellung von Soforthilfe
In der ersten Phase des Programms „Aurora für Arzach“ wurden zahlreiche humanitäre Projekte durchgeführt, um den vom Krieg in Arzach direkt betroffenen Kindern und Erwachsenen sofortige Unterstützung zukommen zu lassen. Die meisten von ihnen mussten aus ihrem Zuhause fliehen, wobei sie oft ihr gesamtes Hab und Gut zurückließen, und wurden in vorübergehenden oder dauerhaften Unterkünften untergebracht. Angesichts des nahenden Winters bestand die erste und wichtigste Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass die Flüchtlinge Klappbetten und Bettzeug, Heizungen, Lebensmittel und warme Kleidung sowie andere lebenswichtige Sachen, einschließlich Medikamente, erhielten.
Unter den Binnenvertriebenen befanden sich mehrere schwangere Frauen, die erschöpft waren und dringend medizinische Hilfe und Beratung benötigten, die von der NGO Prolife umgehend geleistet wurde. „Es war einfach nicht zu ertragen, den Krieg zu durchleben und alles zu verlieren, was man sich über Jahre hinweg aufgebaut hat. Und wenn meine Tochter mich jeden Tag fragt, wann wir wieder nach Karabach zurückkehren, glauben Sie mir, dann ist das wirklich sehr schwer. Die Gespräche mit dem Psychologen können hilfreich sein, um den Schmerz zu überwinden“, so Metaksya Abrahamyan, die bei Kriegsausbruch bereits Mutter von zwei Kindern und mit ihrem dritten Kind schwanger war.
Behandlung von Traumatisierten
In Konfliktsituationen kann es sehr schwierig sein, die Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten und den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu den von ihnen benötigten hoch qualifizierten Versorgungsleistungen zu ermöglichen. Mehrere armenische und internationale Organisationen haben sich zusammengeschlossen, um sicherzustellen, dass die Menschen in Arzach während und nach dem Konflikt eine angemessene medizinische Versorgung erhalten. Hierzu wurde eine mobile Klinik für die Versorgung von Verwundeten eingerichtet, an ältere Menschen wurden lebenswichtige Medikamente verteilt, und behinderte Soldaten haben Rehabilitationsmaßnahmen erhalten. Eine große Anzahl von Ärztinnen und Ärzten hat das Land nach dem Krieg verlassen, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Das von Aurora unterstützte Gesundheitsministerium von Arzach setzt sich derzeit dafür ein, mehr medizinische Fachkräfte aus Armenien und dem Ausland in die Region zu holen und sie zu ermutigen, ihr Fachwissen an das lokale Personal weiterzugeben.
Die NGO Traveling Doctors of Armenia (TDA) hat sich für die Einrichtung eines ordnungsgemäß beaufsichtigten Transportdienstes für Patienten mit Behinderungen eingesetzt, um sie zwischen ihren Untersuchungen in Jerewan und ihren Wohnorten in Arzach und anderswo zu befördern. „Angesichts der Überlastung des armenischen Gesundheitswesens will TDA den Menschen, die eine regelmäßige medizinische Versorgung benötigen, die sonst für sie nur schwer erreichbar wäre, den benötigten Hilfsdienst anbieten. Wir sind Aurora für die Unterstützung des Projekts sehr dankbar“, so Dr. Armine Barkhudaryan, Gründerin von Travelling Doctors of Armenia.
Beseitigung von Schäden
Während des Krieges wurden Wohngebiete in Arzach wiederholt angegriffen und mit schweren Waffen beschossen, wodurch die Zivilbevölkerung gefährdet und zahlreiche Gebäude beschädigt oder sogar zerstört wurden. Nach dem Waffenstillstand wurde der Wiederaufbau der Infrastruktur, insbesondere von Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten, zu einer der wichtigsten Prioritäten für die von Aurora unterstützten Projekte, Institutionen und Organisationen, zu denen auch die Stadtverwaltung von Stepanakert und das Ministerium für Stadtplanung von Arzach gehören.
Die jüngere Generation, die die Entbehrungen des Krieges mit der gleichen Entschlossenheit und Widerstandsfähigkeit wie ihre Eltern und Großeltern ertragen hat, möchte unbedingt an diesem ebenso inspirierenden wie herausfordernden Vorhaben teilhaben. Der 10-jährige Slavik Seyranyan aus dem Dorf Arakel im Distrikt Hadrut in Arzach will Architekt werden, um seinem Heimatland zu neuem Glanz zu verhelfen. „In Arzach ist viel zerstört worden; jemand sollte alles wieder aufbauen“, sagt Slavik. In der Zwischenzeit baut er sein Traumhaus aus Holzklötzen auf einem Tisch.
Eine der Gemeinden, die die vertriebenen Armenier aus Arzach aufnahmen, war das Dorf Nerkin Khndzoresk in der Region Syunik (Armenien). Zehn Familien beschlossen schließlich, für längere Zeit dort zu bleiben, was eine Herausforderung für ihre Integration und Beschäftigung darstellte. Deshalb hat die Near East Foundation (NEF) beschlossen, mit finanzieller Unterstützung von Aurora die Bäckerei Power of Bread einzurichten. Die Bäckerei beschäftigt fünf Menschen aus Arzach und drei Einheimische aus sozial schwachen Familien und hat bedürftige Einwohner kostenlos oder vergünstigt mit Brot versorgt. „Power of Bread ist die einzige Bäckerei in der Gemeinde, sodass die insgesamt 230 Einwohner Zeit und Geld sparen, da sie zum Kauf von Brot oder Backwaren nicht in die Nachbargemeinden fahren müssen. Die Bäckerei beliefert auch eine lokale Schule und einen Kindergarten“, so Arpine Baghdoyan, Direktorin von NEF Armenien. Darüber hinaus haben einige der lokalen und internationalen Organisationen, die sich die Bäckerei vor Ort angesehen haben, beschlossen, weitere Initiativen zu finanzieren, um den Betrieb der Bäckerei weiter zu unterstützen.
Ankurbelung der Wirtschaft
Der Konflikt hat der Wirtschaft von Arzach schwer zugesetzt und Tausende von Menschen entwurzelt, viele von ihnen haben kein gesichertes Einkommen mehr. Heute bedarf es strategischer Lösungen vor Ort. Hierfür setzt Aurora die langfristige soziale Entwicklung wieder auf die Tagesordnung und finanziert Projekte, die die Wirtschaft ankurbeln und Kleinst- und Kleinunternehmen in der Region unterstützen. Dazu gehören Schulungen für junge Menschen in den Bereichen Unternehmertum und Berufsausbildung, die Förderung lokaler Marken und die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten für Binnenvertriebene.
Naira Ohanyan aus Hadrut ist leitende Expertin für lokale Selbstverwaltung in der operativen Zentrale der Regierung von Arzach in der Republik Armenien. Sie strickt auch unglaublich schöne Decken für die Marke Nakhshoon Hadrut, die von der NGO Hadrut De-Occupation ins Leben gerufen wurde. „Die Menschen kommen mit ihren Problemen und Sorgen zu uns. Wir müssen ihnen zuhören, sie verstehen, sie beraten und ihnen die richtige Lösung anbieten. Es ist kein leichter Job... Vielleicht war das der Grund, warum ich ohne lange zu überlegen zusagte, als man mir anbot, Teil des Teams von Nakhshoon Hadrut zu werden. Natürlich habe ich ihnen sofort gesagt, dass ich das erste Mal Muster stricken werde. Ich habe mir im Internet angeschaut, wie es gemacht wird, und es so gelernt. Jetzt weiß ich, wie es geht“, sagt Naira mit Stolz.
Investieren in die Zukunft
Die Diskussionsveranstaltung der Aurora Dialogues mit dem Titel „Partnerschaft für Arzach“ fand am 2. Mai 2021 im UWC Dilijan statt, gefolgt von einer weiteren Veranstaltung in Arzach am 11. September 2021. Aurora brachte die Partner des Programms Aurora für Arzach, lokale Organisationen und Organisationen der Diaspora, Stiftungen, Regierungsbehörden und Vertreter der Massenmedien zusammen, um die besten Lösungen für die Bereiche Gesundheitsversorgung, wirtschaftliche Entwicklung, Bildung, Kultur und Soziales zu finden und die neuen Vorschläge für das Programm Aurora für Arzach zu besprechen, die eine langfristige Entwicklung in der Region gewährleisten sollen.
Die Aurora Humanitarian Initiative setzt sich in erster Linie dafür ein, die armenische Präsenz in der Region langfristig aufrecht zu erhalten und zu fördern. Dazu bringt sie international renommierte Persönlichkeiten der humanitären Hilfe wie Mirza Dinnayi und Bernard Kouchner nach Armenien und Arzach, um neue Möglichkeiten zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung und zur Förderung des internationalen Ansehens von Arzach auszuloten. Aurora unterstützt auch verschiedene Projekte, die die psychologische und physische Rehabilitation der vom Krieg betroffenen Kinder fördern, junge Menschen beim Studieren der Kochkunst und des Theaterspiels unterstützen und Sportteams auf die Beine stellen, um den Zusammenhalt der Kinder vor Ort zu stärken.
Um den vom Krieg betroffenen Kindern eine Freude zu bereiten, haben Margarita Vardanyan und Diana Petrosyan im Dezember 2020 das Projekt Weihnachtswunder für Arzach ins Leben gerufen und sich mit Aurora zusammengetan, um 5.500 einheimischen Kindern ein perfektes Weihnachtsgeschenk zu machen. Vertriebene Kinder aus ganz Arzach wurden gebeten, Weihnachtsbriefe an den Weihnachtsmann zu schreiben, die das Team dann las und mit Spendengeldern alle Weihnachtswünsche der Kinder erfüllte.
Nelly Marutyan arbeitet mit Kindern aus Arzach, die in Goris untergebracht sind, wo ein gemeinsames Projekt namens Lead with Empathy (LwE) in Zusammenarbeit mit der Refugees United Soccer Academy (iACT) und GOALS ARMENIA durchgeführt wird. „Ich glaube nicht, dass jeder, der heute Fußball spielt, dies in Zukunft zu seinem Beruf machen wird. Aber im Moment brauchen diese Mädchen und Jungen, die bereits in jungen Jahren die Schrecken und Härten des Krieges miterleben mussten, einfach diese Unterstützung. Bewegung hilft, Stress abzubauen, sorgt für mehr Ordnung im Leben, trägt zur Entwicklung einer teamorientierten Denkweise bei und motiviert. Mein Hauptziel ist es, Kindern durch Sport Momente des Glücks zu schenken. Ich möchte sie lächeln und sie gesund und glücklich aufwachsen sehen“, so Nelly.
In der letzten Phase des Programms Aurora für Arzach hat die Aurora-Preisträgerin des Jahres 2021, Julienne Lusenge, 14 Projekte ausgewählt, von denen sieben mit den Mitteln des Preises durchgeführt werden, um die Nöte der lokalen Bevölkerung zu lindern. Zusammen mit dem ergänzenden Beitrag der Aurora-Mitbegründer hat Aurora bisher insgesamt 500.000 US-Dollar für die Projekte in Arzach bereitgestellt.
Die Aurora Humanitarian Initiative baut ihr Programm Aurora für Arzach weiter aus und hat ein neues Büro in Stepanakert, Arzach, eröffnet, um ihre humanitären Aktivitäten vor Ort effizienter zu koordinieren und ihre Präsenz in der Region zu stärken. Seit dem Start des humanitären Hilfsprogramms für Arzach hat Aurora bereits über 2.200.000 US-Dollar für die Unterstützung von 94 Projekten in Arzach bereitgestellt, die von 65 lokalen und internationalen Partnern durchgeführt wurden und mit denen 131.000 Menschen in der Region geholfen wurde.
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