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Für das Schlimmste nicht gewappnet: Die Gefahren von COVID-19 für Flüchtlinge

Für das Schlimmste nicht gewappnet: Die Gefahren von COVID-19 für Flüchtlinge

Aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 finden 2020 die Aurora Dialogues online statt, sodass sich Menschen aus der ganzen Welt an der Diskussion beteiligen und zu ihr beitragen können. Die Online-Veranstaltung der Aurora Dialogues 2020 mit dem Titel „Für das Schlimmste nicht gewappnet: Die Gefahren von COVID-19 für Flüchtlinge“ fand am 19. Juni 2020 im Vorfeld des Weltflüchtlingstages statt. An der Veranstaltung nahmen zwei Aurora-Preisträger teil, die aus erster Hand Erfahrungen im Umgang mit der Krise und ihren Folgen für die Bedürftigen sammeln konnten.

An der Diskussion nahmen Marguerite Barankitse, Gründerin von Maison Shalom, und Mirza Dinnayi, Mitbegründer und Direktor von Luftbrücke Irak, teil. Moderiert wurde die Diskussion von Sasha Chanoff, Gründer und Geschäftsführer von RefugePoint. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Diskussionsplattform Futures Studio durchgeführt wurde, standen die zusätzlichen Belastungen, denen Flüchtlinge und andere gefährdete Gemeinschaften angesichts des Ausbruchs des Coronavirus ausgesetzt sind.

Zu Beginn der Diskussion reflektierte der Moderator Sasha Chanoff, Gründer und Geschäftsführer von RefugePoint und Mitglied der Expertengruppe für den Aurora-Preises, über den Einfluss von Aurora und das Konzept der gelebten Dankbarkeit und betonte, wie wichtig es ist, den Kreislauf des Gebens vor allem in solch schwierigen Zeiten fortzusetzen. „Wenn wir uns auf diese Idee der Dankbarkeit besinnen und man darüber nachdenkt, was dies für das eigene Leben bedeutet, dann kann sie eine endlos erneuerbare Kraft für etwas lebensveränderndes Gutes sein, und wir brauchen heute unbedingt etwas lebensveränderndes Gutes. COVID-19 hat die Ungleichheiten in der Gesellschaft offengelegt und beginnt nun Flüchtlinge und Vertriebene zu treffen“, führte er aus.

Auf die Frage des Moderators hin sprach Marguerite Barankitse, Gründerin von Maison Shalom und Aurora-Preisträgerin 2016, über die Schwierigkeiten, denen ihre Gemeinschaft aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs und der damit verbundenen Einschränkungen ausgesetzt war. „Alle unsere 343 Studenten mussten ihr Studium an den Universitäten unterbrechen und in das Flüchtlingslager zurückkehren, und das ist für uns sehr schwierig. Andere Studenten können ihr Studium online fortsetzen, aber leider habe ich für die Flüchtlinge keine Computer. Sie haben ein Studienjahr verloren. Auch die Flüchtlinge, die täglich ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, können nicht zur Arbeit gehen oder etwas zu essen bekommen. Andere verlieren ihre Arbeit, und wir müssen sie mit Essen versorgen, aber wir haben uns nicht darauf vorbereitet, all diese Menschen zu versorgen“, sagte sie. Barankitse erklärte auch, dass sich ihre Organisation an andere NGOs und die burundische Diaspora um Hilfe wenden müsse, und fügte hinzu: „Liebe macht uns erfinderisch.“

Im Anschluss reflektierte Mirza Dinnayi, Mitbegründer und Direktor von Luftbrücke Irak und Aurora-Preisträger 2019, über die Auswirkungen der aktuellen Krise auf die Aktivitäten seiner Organisation. „Da Luftbrücke Irak hauptsächlich Patienten, vor allem Kinder, zur Behandlung nach Europa und in andere Länder brachte, musste unser gesamtes Projekt aufgrund des Lockdown eingestellt werden. Wir begannen eine neue Mission in Armenien und schickten unser erstes Kind mit einer angeborenen Herzerkrankung dorthin. Sie wurde erfolgreich behandelt, saß aber mehr als einen Monat in Armenien fest, bevor sie und ihre Mutter wieder nach Hause zurückkehren konnten. Viele Aufgaben, die wir im April oder Mai beginnen sollten, insbesondere mit den Mitteln von Aurora, sind auf Eis gelegt worden. Unsere Arbeit dreht sich um Beförderung, um Reisen, und die Reisebeschränkungen haben das verhindert. Dies ist das erste Mal in den vergangenen 25 Jahren, dass ich drei Monate zu Hause geblieben bin“, betonte er. Dinnayi merkte jedoch auch an, dass die Krise auch einige neue Chancen mit sich brachte: „Bei einigen Projekten beginnen wir jetzt mit der Bereitstellung von Online-Unterstützung, vor allem in den Bereichen Ausbildung und Eigenverantwortung. Wir können einiges leisten, aber nicht alles.“

Abschließend dankte Sasha Chanoff den Diskussionsteilnehmern für ihre großartige Arbeit und sagte: „Denken wir an COVID-19, Flüchtlinge, Verfolgung und Krieg, rassistische Gewalt und Ungerechtigkeit, Klimawandel, Gleichstellung der Geschlechter – die größten Herausforderungen für die Menschheit –, müssen wir angesichts all der Verwüstungen Räume der Inspiration, der Hoffnung und des Handelns finden. Wenn ich versuche, den Aurora-Preis und die Preisträger und das, was sie bedeuten, mit Worten zu umschreiben, fallen mir die Begriffe Altruismus, Mut, Tapferkeit, Selbstlosigkeit, Hingabe, Edelmut, Mitgefühl und Empathie ein. Mirza und Maggie, euer Handeln und eure Stimmen stehen beispielhaft für all diese Eigenschaften.“

Die gesamte Videoaufzeichnung der Diskussion können Sie nachstehend ansehen (auf Englisch).