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Trauma und dessen Bewältigung

Trauma und dessen Bewältigung

Die Aurora Dialogues Online-Veranstaltung mit dem Titel "Trauma und dessen Bewältigung" fand am 18. Dezember 2020 statt und befasste sich mit dem Verständnis von Trauma und dessen Auswirkungen auf einzelne Menschen, Familien und Gemeinschaften. Während der Diskussion, die in russischer Sprache geführt wurde, erörterten die Referenten auch Möglichkeiten der Traumabehandlung und Wege zur Bewältigung von Traumasymptomen.
 

Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Diskussionsplattform Futures Studio organisiert und von den Psychologen Aida Vardanyan und Armen Minassian, MD, moderiert. Aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 finden 2020 die Aurora Dialogues online statt, sodass sich Menschen aus der ganzen Welt an der Diskussion beteiligen und zu ihr beitragen können.

Zum Auftakt der Diskussion skizzierte Armen Minassian kurz die komplizierte Situation in Armenien und dem Rest der Welt, deren negative Folgen noch lange zu spüren sein werden. „Leider befinden wir uns in einem perfekten Sturm, in der sich Dutzende von Krisen gleichzeitig entfalten. Es sind alle Voraussetzungen für die über Jahre entwickelte Überlebens- und Opfermentalität gegeben, die sich durch den Krieg und durch zahlreiche Krisen verfestigt hat. Heute stehen wir dem Phänomen des Traumas gegenüber“, so Armen Minassian.

Aida Vardanyan, Psychologin für EMDR, Brainspotting und Transaktionsanalyse, erläuterte, was passiert, wenn man traumatisiert ist: „Ein Trauma entsteht, wenn ein Mensch in eine Situation gerät, in der seine eigenen Ressourcen, vor allem physische und psychische, nicht ausreichen, um die entstandene Situation zu bewältigen. Eine Erfahrung ist traumatisierend, wenn wir im Moment des Ereignisses nicht die Möglichkeit haben, Schutz und Unterstützung für uns selbst zu finden, jemanden zu haben, mit dem wir den Weg dieses traumatisierenden Ereignisses gemeinsam gehen können.“

Aida Vardanyan zeigte den Teilnehmern eine ausführliche Präsentation zu diesem Thema und gab ihnen einige allgemeine Empfehlungen zur Arbeit mit Emotionen, vor allem mit Selbstmitleid: „Wenn es Selbstmitleid aus der Position eines Opfers ist – ‚oh, ich bin so unglücklich‘ – dann bringt es uns zu der traumatisierenden Erfahrung zurück. Wenn wir über ‚Siehst du, ich bin schwach, hilflos, verzweifelt‘ sprechen, bringt uns das zurück zum Trauma, zu diesen Überzeugungen: Niemand kann mir helfen, ich kann niemandem in diesem Leben vertrauen; und das sind negative Überzeugungen. Der Mensch kann in der Tat mit seinen Emotionen arbeiten.“

Armen Minassian fasste die Diskussion zusammen und dankte Aida Vardanyan für diese Denkanstöße und zitierte den österreichischen Psychologen Viktor Frankl, der den Holocaust überlebte: „Alles kann einem Menschen genommen werden, außer einer Sache: die letzte der menschlichen Freiheiten – die Wahl der eigenen Haltung in jeder gegebenen Situation.“