Die erste Gesprächsrunde der Aurora Dialogues 2018 in Armenien, an der prominente Persönlichkeiten aus den Bereichen humanitäre Hilfe und Menschenrechte teilnahmen, wurde mit Begrüßungsworten von Jane Corbin, der preisgekrönten BBC-Journalistin und Filmemacherin, eröffnet. Danach folgte eine Ansprache des Aurora-Mitbegründers Vartan Gregorian, der mit folgenden Worten den verbindenden Charakter der Dialogues hervorhob: „Es gibt viele Menschen guten Willens, in Afrika, in Asien, sogar in der Antarktis, einfach überall. Sie müssen die Chance haben, sich nicht isoliert zu fühlen, sondern Teil von etwas zu sein – ein Teil, der wichtig ist.“
Samantha Power, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, sprach dann darüber, wie es sich anfühlt, von den weltweiten humanitären Problemen buchstäblich erschlagen zu werden, und was getan werden könnte, um Gleichgültigkeit und Verdrossenheit zu bekämpfen. „Jeder von uns – und mir geht es nicht anders alle anderen Anwesenden hier in diesem Raum – darf sich nicht dadurch lähmen lassen, dass wir diese großen strukturellen Probleme nicht auf einmal lösen können. Ich versuche immer zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt. Denn es gibt immer etwas, was man tun kann“, so Botschafterin Power.
In der ersten Gesprächsrunde wurde der Aurora Humanitarian Index 2018 von Dirk Jacobs, ordentlicher Professor für Soziologie an der Université libre de Bruxelles, vorgestellt. Es folgte eine Diskussion, bei der zwei Mitglieder der Auswahlkommission des Aurora-Preises – Bernard Kouchner, Mitbegründer von Médecins Sans Frontières, und Ernesto Zedillo, ehemaliger Präsident von Mexiko – zusammen mit der Mitbegründerin der Online-Site Refugees Deeply Preethi Nallu und dem Aurora-Mitbegründer Ruben Vardanyan diskutierten.
Ruben Vardanyan hat die Gründe für die Auswahl der einzelnen Länder für die Meinungsumfrage kommentiert und zudem erläutert, welche Ergebnisse man sich erhofft hatte. „Wir nahmen Länder mit unterschiedlichen Mentalitäten und Religionen auf, um zu sehen, ob sich diese Unterschiede im Index widerspiegeln würden. So sind einige dieser Unterschiede in der Wahrnehmung zu sehen, zum Beispiel in Russland und im Iran“, ergänzte er.
Preethi Nallu machte das Publikum darauf aufmerksam, dass die Länder, die 2017 die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben – die Türkei, Pakistan und der Libanon –, dies nicht nur ohne eine angemessene internationale Anerkennung getan haben, sondern oft auch ohne oder nicht ausreichende finanzielle Mittel. „Wir müssen zeigen, dass viele dieser Länder widerstandsfähig sind. Die europäischen Mittel wurden in den vergangenen Jahren nicht bereitgestellt oder gekürzt, dennoch denken sie sich diese Länder neue Wege aus, um den Flüchtlingen zu helfen, die sich dort eine Weile aufhalten werden“, betonte sie.
Ernesto Zedillo beklagte die falschen Vorstellungen, die von den Medien verbreitet werden und die sich nur sehr schwer wieder ausräumen lassen. „In den letzten Jahren mussten wir immer wieder hören, dass der Handel schlecht ist, dass die Migration schlecht ist, dass die Chinesen eine Bedrohung darstellen. Für das, was in der Welt passiert, wird immer den anderen die Schuld gegeben. Und die Menschen hören das und glauben letztendlich, dass das auch wahr ist“, erläuterte er. Bernard Kouchner stimmte dem zu und fügte hinzu: „Die Angst ist sehr groß. Aber die Flüchtlinge sind keine Kriminellen. Das sind sie absolut nicht. Das liegt teilweise in der Verantwortung der Medien, aber gleichermaßen auch in der Verantwortung der Politiker.“
Am 9. Juni 2018 veranstaltete die Aurora Humanitarian Initiative die dritten jährlichen Aurora Dialogues mit dem Titel „Inspire, Empower, Impact“. Die Konferenz wurde durch die freundliche Unterstützung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland und durch die Zusammenarbeit mit der Global Perspectives Initiative (GPI) ermöglicht. Weitere Informationen zur zweiten und dritten Gesprächsrunde finden Sie hier und hier.