Die Aurora Dialogues Online-Veranstaltung 2021 mit dem Titel „Gespräch mit den Aurora-Preisträgerinnen 2020“ fand am 19. April 2021 statt und präsentierte die Aurora-Preisträgerinnen 2020 und die von ihnen ausgewählten Organisationen. Die Diskussion, organisiert in Zusammenarbeit mit der Plattform Futures Studio und moderiert von Susannah A. Friedman, Associate Director of Humanitarian Policy Focus Area an der School of International and Public Affairs der Columbia University, brachte die Aurora-Preisträgerinnen 2020 Fartuun Adan und Ilwad Elman, die das Elman Peace and Human Rights Center in Somalia leiten, Sunitha Krishnan, Aurora-Finalistin 2018 und Gründerin von Prajwala, Dae Eriksson, Executive Director von Love Does, und Emily Warne, Director of Strategic Partnerships and Communications bei Panzi Hospital & Foundations, zusammen.
Fartuun Adan und Ilwad Elman wurden 2020 mit dem fünften, alljährlich vergebenen Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit ausgezeichnet. Als Aurora-Preisträgerinnen bekamen sie ein Preisgeld von 1.000.000 US-Dollar und die einmalige Gelegenheit, den Kreislauf des Gebens fortzusetzen und gemeinnützige Organisationen zu unterstützen, die Menschen in Not helfen. Fartuun Adan und Ilwad Elman haben drei Organisationen – Love Does, Panzi Foundation und Prajwala – ausgewählt, die für Freiheit und Menschenrechte kämpfen, für Randgruppen eine gute medizinische Grundversorgung bereitstellen und Opfer des Sexhandels retten. Sie werden von diesem mit einer Million US-Dollar dotierten Preis profitieren.
Eröffnet wurde die Aurora Dialogues Veranstaltung mit Begrüßungsworten von Merit E. Janow, Dekanin der School of International and Public Affairs der Columbia University und Professorin für Professional Practice in internationalem Wirtschaftsrecht und internationalen Angelegenheiten. „Wir sind dankbar, dass wir die heutige Veranstaltung gemeinsam mit der Aurora Humanitarian Initiative und den Aurora Dialogues ausrichten können. Wir gedenken auch des verstorbenen Vartan Gregorian und trauern um ihn. Aurora ist eine außergewöhnliche und wichtige Organisation und ich denke, dass sie auf der ganzen Welt eine überaus wertvolle und Mut machende Arbeit leistet, um humanitäre Herausforderungen vor Ort anzugehen. Konflikte treten in unterschiedlichster Form auf und verursachen unermessliches menschliches Leid und humanitäre Herausforderungen; sie werden jeden Tag komplexer und vielfältiger“, so Dekan Janow.
Das Thema Konflikt stand bei vielen Teilnehmern ganz oben auf der Agenda. „Wir hatten vor Kurzem einen Ausbruch von Gewalt in einer unserer Schulen im Kongo. Im schlimmsten Fall kommen durch den Konflikt Menschen ums Leben, und dann kommt es auch noch zu derartigen Beeinträchtigungen im Bildungswesen, dass wir uns fragen, ob die Kinder tatsächlich wieder in die Schule kommen und ob ihre Familien vertrieben werden. Im Bildungsbereich können wir sehen, welche konkreten Auswirkungen das hat – schon allein wegen der fehlenden Unterrichtszeiten. Ich denke, das ist eine der Herausforderungen, die ich bei all unseren Projekten auf der ganzen Welt beobachte“, so Dae Eriksson, Executive Director von Love Does.
Bevor sie auf die Situation in Somalia einging, dankte die Aurora-Preisträgerin 2020 Ilwad Elman der Aurora Humanitarian Initiative für die Unterstützung durch ihr Netzwerk: „Es ist eine große Ehre für uns, mit dem Aurora-Preis 2020 ausgezeichnet worden zu sein. Aber schon lange vorher, als wir 2017 unter den Top 5 für den Aurora-Preis in Frage kamen, standen wir mit der Aurora-Community in Kontakt, und sie hat unsere Arbeit stets unterstützt.“
Mit Blick auf die Probleme, mit denen sie sich bei ihrer Arbeit auseinandersetzen müssen, sagte sie: „Die größten Herausforderungen lassen sich aufteilen in die, die wir sehen können, und die, die wir nicht sehen können. In Somalia haben wir es derzeit mit einer politischen Pattsituation zu tun, da das Land seit dem 8. Februar offiziell eine illegitime Regierung hat. Und seitdem gibt es Konflikte, es gibt Proteste, es gibt bewaffnete Gewalt, es gibt die Schließung von Schulen. Und viele dieser Aspekte treffen Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark.“ Die Mutter von Ilwad, Fartuun Adan, die zusammen mit Ihrer Tochter 2020 mit dem Aurora-Preis ausgezeichnet wurde, fügte hinzu: „Die Herausforderungen, mit denen wir in Somalia konfrontiert sind, bewegen sich auf dem gleichen Niveau wie früher. <...> Wir haben Al Shabaab und wir haben Konflikte in verschiedenen Sektoren, wir haben das Coronavirus. Es ist also eine Menge los in Mogadischu.“
Die Redner tauschten ihre Sichtweisen zu den drängendsten Problemen in ihren Bereichen aus und waren sich alle einig, dass der weltweite Ausbruch von COVID-19 alle lokalen Krisen weiter verschärft hat. Sunitha Krishnan, Gründerin von Prajwala und Aurora-Finalistin 2018, räumte ein, dass die Pandemie eine der größten Herausforderungen für ihre heutige Arbeit sei. „Wir haben eine Zunahme des Menschenhandels, des Sexhandels, vor allem mit Frauen und jungen Mädchen, und das ist sehr, sehr erschreckend. <...> Jeden Tag retten wir Frauen, die durch die Pandemie zur Prostitution gezwungen werden. Es ist eine sehr beängstigende Situation, und das liegt auch daran, dass die Systeme kollabieren, sodass es weniger Sicherheitsnetze und Schutzmechanismen für Frauen und Mädchen gibt, auf die sie zurückgreifen können“, erläutert Sunitha Krishnan.
Emily Warne, Director of Strategic Partnerships and Communications, Panzi Hospital & Foundations, betonte die Tatsache, dass das volle Ausmaß der Folgen der Pandemie noch nicht bekannt sei: „Bereits vor dem Ausbruch von COVID-19 gab es in der Demokratischen Republik Kongo, wo Panzi arbeitet, eine jahrzehntelange Welle von Vergewaltigungen als Kriegswaffe. Und ich denke, dass man im Moment, wie jeder sagt, mit den unverhältnismäßig großen Folgen für Frauen und Mädchen, noch nicht einmal weiß, wie sich die Pandemie in vollem Umfang auf unsere Region und unsere Arbeit auswirken wird, und man wird es wahrscheinlich auch noch eine ganze Zeit lang nicht wissen. Zuversichtlich stimmt uns, dass einige der bereitgestellten Gelder offenbar in Forschungsprojekte fließen werden, um einige dieser vermehrt auftretenden Problembereiche anzugehen. Aber ich denke, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir das wahre Ausmaß der Ereignisse kennen.“
Zum Abschluss der Diskussion hob die Moderatorin der Veranstaltung, Susannah A. Friedman, Associate Director of Humanitarian Policy Focus Area an der School of International and Public Affairs an der Columbia University, die Tatsache hervor, dass es sich um ein reines Frauenpanel handelte und bedankte sich bei den Referentinnen und den Zuschauern: „Ich denke, wir haben heute viel über die sehr wichtige Arbeit erfahren, die vor Ort geleistet wird, und von einer bemerkenswert aktiven, starken und stolzen Gruppe von Frauen gehört, die diese Arbeit vorantreiben. Vielen Dank für Ihre Beiträge und die Arbeit, die Sie leisten. Danke an alle unsere Referentinnen, dass sie heute ihre Geschichten mit uns geteilt haben, und auch an das Publikum, dass zugeschaut und zugehört hat.“
Die gesamte Videoaufzeichnung des Gesprächs können Sie nachstehend ansehen (Englisch).