Der vierte alljährlich vergebene Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit wurde am Vortag an Mirza Dinnayi, Mitbegründer und Leiter des Vereins Luftbrücke Irak, verliehen. Der furchtlose jesidische Aktivist sprach am 21. Oktober 2019 an der Staatlichen Universität Jerewan mit den Gästen über seine Zweifel und Verdienste, die Völkermorde der Gegenwart und auch darüber, wie wichtig es ist, unseren Kindern Werkzeuge für ein friedliches Zusammenleben an die Hand zu geben.
Getragen von seiner großen Entschlossenheit, Leben zu retten, hat Mirza Dinnayi einen Weg gefunden, zahlreiche bürokratische und logistische Hindernisse zu überwinden, um den hilfsbedürftigsten Mitgliedern der jesidischen Gemeinschaft während zahlreicher Konflikte in Syrien und Irak zu helfen. Dennoch möchte er keine große Anerkennung für sein mutiges Handeln und begründete dies im Gespräch mit folgenden Worten: „Es ist kein Privileg, wir tun unsere Pflicht. Und das ist das Wichtigste.“
Jedes Jahr schlägt die Auswahlkommission des Aurora-Preises mehrere Aurora-Finalisten vor, die sich durch ihre herausragende Arbeit besonders verdient gemacht haben. 2019 wurden neben Mirza Dinnayi auch Zannah Bukar Mustapha aus Nigeria und Huda Al-Sarari aus dem Jemen ausgewählt. Der Preisträger hat die beiden anderen Finalisten mit großem Lob bedacht und betont, dass zwischen ihnen überhaupt keiner Konkurrenz bestehen könne, da sie alle die gleiche wichtige Arbeit leisten. „Ich habe auf der Bühne (während der Preisverleihung) von ganzem Herzen gesagt, dass die beiden anderen Finalisten den Preis mindestens genauso verdient hätten wie ich, wenn nicht noch mehr“, erklärte er.
Bei dem Treffen in der Staatlichen Universität Jerewan nahmen Zannah Bukar Mustapha und Huda Al-Sarari sowie der Aurora-Vorsitzende Dr. Tom Catena, die Aurora-Preisträgerin 2016 Marguerite Barankitse und viele andere teil. Angesichts seiner Erfahrung als Verhandlungsführer zwischen Regierung und Boko Haram ermutigte Zanna Bukar Mustapha alle, den Blick stärker auf das zu richten, was uns trennt und zugleich verbindet: „Wir müssen unsere Vielfalt verstehen. Wir müssen uns über unsere Vielfalt im Klaren sein. Und wenn es Konflikte gibt, müssen diese analysiert werden, um zu wissen, wo die Probleme liegen.“
Als Aurora-Preisträger 2019 erhält Mirza Dinnayi ein Preisgeld in Höhe von 1.000.000 US-Dollar, um den Kreislauf des Gebens fortzusetzen, indem er Organisationen unterstützt, die seine Arbeit inspiriert haben. Mit den Mitteln unterstützt er drei Organisationen, die medizinische Versorgung und Rehabilitation für Opfer des ISIS-Terrors leisten: Luftbrücke Irak, SEED Foundation und Shai Fund. Er nutzte diese Gelegenheit, um dem Publikum die Hauptaktivitäten der ausgewählten Stiftungen zu erläutern und darzulegen, was er mit der Unterstützung dieser Stiftungen erreichen möchte.
„Dieser Preis wurde von den Enkeln der Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern ins Leben gerufen. Von den Mitbegründern dieser Organisation habe ich mehrmals gehört, dass sie sich nicht als Opfer verstanden wissen wollen. Sie wollen etwas verändern, etwas in der Welt bewirken. <...> Und für mich als Überlebenden des Völkermordes an den Jesiden im 21. Jahrhundert vermitteln sie diese Botschaft der Menschlichkeit und verbreiten diese Botschaft der Menschlichkeit durch die Finalisten, durch die alljährlichen Preisträger und auch durch die Botschafter des Aurora-Forums“, so Mirza Dinnayi.
„Ich bitte jeden von Ihnen, nehmen Sie sich einfach einen Moment Zeit und erkennen Sie, dass jeder von Ihnen seinen Platz in dieser Welt hat. Jeder einzelne von Ihnen. Wir sind Teil eines Ökosystems und für alle von uns gibt es einen Grund dafür, warum wir existieren, und wir sollten diese Gründe schützen, die Welt schützen. Das ist die Seele, der Geist des Aurora-Preises. Wir sind alle Menschen, nicht mehr und nicht weniger. <…> Nur das Miteinander kann die Welt retten.“
Die gesamte Videoaufzeichnung des Gesprächs können Sie nachstehend ansehen (auf Englisch).