„Ich stand vor vielen Herausforderungen, als ich 2009 das Projekt startete und Kinder von Boko Haram-Mitgliedern sowie diejenigen, die unter dieser Terrorgruppe gelitten hatten, aufnahm. Während dieser Zeit habe ich sogar das Erbrecht der Kinder von Boko Haram-Mitgliedern vor Gericht geschützt. Deshalb haben mich einige Leute als ‚Anwalt von Boko Haram‘ beschimpft. Aber die Hoffnung und Ausdauer in den Augen der Kinder und Witwen zu sehen, gab mir die Kraft, an meiner Überzeugung festzuhalten“, so Mustapha.
„Es gibt viele Herausforderungen. Nicht selten stehen dein Ansehen und dein Ruf auf dünnem Eis. Einige halten dich entweder für einen Betrüger oder einen Verräter, da du es mit Familien von der Gegenseite zu tun hast, Menschen, die sie noch nie zuvor getroffen oder auf Augenhöhe gesehen haben. Aber jetzt sind sie alle an einem gemeinsamen Platz, was früher nahezu tabu war“, fährt der Aurora-Finalist fort, der sich nach wie vor über die Tatsache wundert, dass dies überhaupt möglich wurde.
Zannah Bukar Mustapha wuchs in einer Familie eines islamischen Geistlichen auf und hatte das Glück, sowohl eine formelle als auch eine islamische Schulbildung zu erhalten. Er studierte Scharia und Common Law und bevor er sich dem humanitären Bereich zuwandte, war er 20 Jahre lang als Rechtsanwalt tätig. Selbst mit dieser Erfahrung war der Weg vom Anwalt zum humanitären Helfer nicht einfach.
„Am Anfang war es eine gewaltige Herausforderung – die Menschen bringen ihre leiblichen Kinder in eine Schule für Kriegswaisen, und diese Waisen stammen aus Boko Haram-Familien, und diese wiederum halten Schulbildung für falsch. Man stelle sich das mal vor. Wie auch immer, ich bin kein Superheld. Ich bin ein Mensch, der an das glaubt, was er tut. Was auch immer ich mache, ich mache es sehr gewissenhaft und mit einem tiefen Gefühl von Aufrichtigkeit und Hingabe.“
Ohne seine tiefe Überzeugung von der humanitären Arbeit hätte sich Mustapha wahrscheinlich für Mediation entschieden. Er agierte schließlich als Verhandlungsführer zwischen der Regierung und Boko Haram, um die Freilassung der 2014 entführten Chibok-Schülerinnen zu erreichen. Und das gelang ihm auch – 103 Kinder wurden freigelassen und zu ihren Familien zurückgebracht. Die meisten Mädchen, die Mustapha ihre Freiheit verdanken, studieren nun an der American University of Nigeria. Sie halten immer noch Kontakt zu ihrem Retter.
„Warum haben sie mich für die Verhandlungen ausgewählt? Ich kenne die genaue Antwort nicht. Aber ich weiß ganz gewiss, dass man Mediation generell nicht einfach so mit einer Ausbildung lernen kann“, sagt er. Inspiration für Mustapha sind die Kinder von Future Prowess. „Meine persönlichen Helden sind diese Kinder, die zu mir stehen, die Schmerzen und Leiden durchlebt haben, aber nie die Hoffnung verloren haben. Ja, sie sind von Future Prowess. Und sie sind die Generation, die in Zukunft für Frieden sorgen wird, wenn es uns jetzt noch nicht gelingt.“
Bereits vor zwei Jahren, noch bevor Zannah Bukar Mustapha als einer der drei Aurora-Finalisten 2019 ausgewählt wurde, wurde er von Aurora als ein Held von heute gewürdigt, was seine Neugier auf das armenische Volk und das Land Armenien weckte. Nun freut er sich auf seinen Besuch in Armenien, um am Aurora-Forum teilzunehmen.