Viro Arnold (geb. Virab Khatschatrian) ist einer der gefragtesten Porträtmaler Deutschlands. Boxweltmeister wie Arthur Abraham und Regina Halmich, Musiker wie Snoop Dogg und Ice Cube, Fußballprofis wie Mario Gomez und Roberto Hilbert, der prominente TV-Moderator Stefan Raab sowie Altbundespräsident Johannes Rau: Sie alle kennt Viro Arnold persönlich.
„Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen.“ – Johann Wolfgang von Goethe
Der 1969 in Armenien geborene Maler lebt und arbeitet seit zwanzig Jahren in Deutschland. Angefangen hat er als Straßenkünstler. Seine Maltechnik wird von Experten als eindrucksvoll und realistisch bezeichnet. Zu seinen Stärken gehört die Fähigkeit, Emotionen meisterhaft einzufangen.
Die traditionelle Schule der armenischen Malerei habe sein Werk maßgeblich geprägt, sagt der Porträtist selbst. Von 1984 bis 1988 studierte er an der Kunsthochschule Panos Terlemezian in Jerewan und schloss mit Auszeichnung ab, dem Roten Diplom der damaligen Sowjetunion. Als die wirtschaftliche und politische Lage in Armenien aufgrund des Krieges um Berg-Karabach immer schwieriger wurde, zog er Anfang der Neunzigerjahre nach Russland und schrieb sich 1991 an der Sankt Petersburger Kunstakademie Ilja Repin ein.
Hauptgrund für seine Auswanderung war jedoch der krebskranke Vater. Er sah darin die einzige Chance, genug Geld für eine gute Behandlung und die anstehende Operation zu verdienen. Nachts malte er, tagsüber stellte er seine Bilder am Newski-Prospekt unweit der Kasaner Kathedrale aus. Ab und an verkaufte er eines. Dort lernte er auch den Armenier Tigran Sahakian kennen, den stellvertretenden Direktor des Museums der Religionsgeschichte in der Kasaner Kathedrale. „Er fragte mich, ob ich meine Bilder dort ausstellen möchte, und sorgte dafür, dass Vertreter der Presse kamen. So wurden schließlich 20 oder 30 Bilder von mir in der Kasaner Kathedrale ausgestellt. Sogar die Zeitung Vechernij Leningrad schrieb darüber“, erinnert er sich.
Danach schlug Tigran Sahakian vor, die Bilder im Museum Ettlingen in Deutschland auszustellen, mit dem das Museum der Religionsgeschichte kooperierte. So kam er das erste Mal nach Deutschland und ließ sich nach einigen Monaten in Stuttgart nieder. Auch in Deutschland verdiente er sein Geld zunächst als Straßenkünstler, der Passanten porträtierte. Schließlich beauftragte man ihn, einen Billardraum mit Porträts von Sportlern zu gestalten. „Das gefiel mir, zuvor hatte ich nie in diesem Stil und zu dieser Thematik gemalt.“
Viro Arnold mit dem US-amerikanischen Rapper Snoop Dogg. Los Angeles, 2004 |
In den Jahren 2000 und 2001 folgten Ausstellungen in New York und Los Angeles. Viro Arnold bekam Aufträge von Ulli Kühnert, dem Creative Manager bei Universal Music, und malte Porträts von Prominenten, die sie anschließend als Geschenk erhielten. Im Jahr 2001 stellte er seine Bilder in Las Vegas bei der Magic Show aus und machte die Bekanntschaft des Boxers Floyd Mayweather Jr., der unbedingt ein Porträt von ihm gemalt haben wollte. Seine Kunst machte in der amerikanischen Promiszene die Runde. Bald wollten auch Snoop Dogg und viele andere von ihm porträtiert werden.
Viro Arnold und der US-amerikanische Rap-Musiker, Schauspieler Ice Cube. Chemnitz, 2009 |
Viro Arnold mit dem ehem. russischen Profiboxer und ehem. Weltmeister der WBA im Schwergewicht Nikolai Walujew. Stuttgart, 2007 |
Zurück in Deutschland wurden die Werke von Viro Arnold im Jahr 2002 auf der YOU Messe entdeckt, und zwar vom Chefredakteur des bekanntesten deutschen Jugendmagazins Bravo Alex Gernandt. Das war die dritte ausschlaggebende Begegnung in seinem Leben. Sieben Jahre lang waren seine Porträts als Poster in dem meistverkauften Heft Deutschlands mit einer Auflage von etwa 250.000 zu haben. Nach der Tätigkeit bei Bravo erhielt Viro Arnold 2008 einen Kooperationsvertag vom Bundesligaverein Werder Bremen, für den er Bilder malte, die als Kunstdrucke in den Geschäften der Hansestadt verkauft wurden.
Im Jahr 2010 brachte der Stuttgarter frechverlag in Kooperation mit Viro Arnold ein Buch über Porträtmalerei mit dem Titel „Wie kommt die Seele ins Bild“ heraus.
FC Bayern München, 2008 |
Arthur Abraham, Stefan Raab und TV Total
„Es war schon immer mein Traum, von Stefan Raab in seine Show eingeladen zu werden“, sagt Viro Arnold. „Bei einem seiner Siege hielt Arthur Abraham das von mir gemalte Porträt im Ring hoch. Stefan Raab sah das Bild und kommentierte es halb scherzhaft in etwa mit den Worten: ‚Wäre schön, wenn meine Kollegen auch mal ein Porträt von mir in Auftrag geben würden.‘ Der Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. Ich bekam den Anruf und mit ihm die Einladung. Es sind die kleinen Erfolge, die den großen ausmachen“, davon ist Viro Arnold überzeugt.
Viro Arnold zusammen mit dem TV-Moderator Stefan Raab. Köln, 2008 |
Geschenk an Arthur Abraham von Viro Arnold. Bamberg, 2008 |
Die Geschichte der Vorfahren
Dass er den Beruf des Malers ergriffen hat, ist größtenteils seiner Mutter Seda Muradian zu verdanken. Sie kam als Tochter von Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern zur Welt. „Meinen Großvater mütterlicherseits Mushegh Muradian habe ich als bettlägerig erlebt. Er war schon sehr alt, als ich geboren wurde. Bei seinem Tod war ich gerade einmal fünf. Mein Großvater kam in Bitlis zur Welt, wahrscheinlich um das Jahr 1902. Als der Völkermord an den Armeniern begann, war er etwa 12 Jahre alt. Ihm und seinem damals siebenjährigen Bruder gelang die Flucht aus Bitlis. Sie nahmen Gold und andere Wertsachen, packten sie auf Esel und flohen im Schutze der Nacht. Doch leider kam ihnen das Hab und Gut abhanden, als sie den Fluss überquerten: Einer der Esel lief ihnen vollbepackt davon. Meine Mutter erzählte, dass später bei Familientreffen der Bruder halbscherzhaft zu fragen pflegte, ob Mushegh vielleicht doch einen Teil des Goldes habe retten können. So sprachen sie ab und an über ihre Flucht aus Bitlis nach Jerewan. Musheghs Vater Poghos Muradian stellte Gewehre für die armenischen Verteidigungseinheiten her und reparierte sie. Er befand sich in der Scheune, als die Türken diese mit ihm darin niederbrannten. Jemand musste ihn verraten haben. Seine Mutter warf man in den Tonir, einen Erdofen zum Brotbacken, in dem sie verbrannte.“
Viro Arnolds Mutter Seda Muradian arbeitete in der Redaktion der anerkannten armenischen Zeitung Hayreniki Dsajn, der Stimme der Heimat. Sie hatte Kontakte zu den besten und talentiertesten Künstlern dieser Zeit. „Sie besuchten uns oft und brachten mir Malsachen mit. Das motiviert natürlich. So fing ich an zu malen.“
Viro Arnolds erstes Bild, das in einer Kinderzeitschrift veröffentlicht wurde, stellte einen Musiker beim Gitarrespielen dar, gemalt mit Wasserfarben. Damals war Viro Arnold sechs Jahre alt. Später verkauften seine Eltern das vom Großvater geerbte Haus und finanzierten damit das Studium der beiden Söhne. „Ich stehe bis heute bei ihnen in der Schuld“, so Viro Arnold.
Die Großmutter mütterlicherseits Marusja kam aus Marasch. Ihre Familie hatte rechtzeitig das Osmanische Reich verlassen. So blieben sie von den Massakern verschont. Anders die Großmutter väterlicherseits Satenik Budaghian. Sie stammte aus Bitlis und entkam als einzige aus ihrer Familie dem Völkermord. Sie wuchs in einem Waisenhaus auf. „Die Bilder von meinen Großeltern sind leider nicht erhalten geblieben. Durch den Umzug nach Russland und den Verkauf unserer Wohnung in Jerewan sind sie uns abhandengekommen“, bedauert Viro Arnold.
Heute besitzt Viro Arnold sein eigenes Atelier und lebt zusammen mit seiner Frau Hasmik Manukyan und dem sieben Monate alten Sohn Ruben in Fellbach, einer Stadt in Baden-Württemberg an der nordöstlichen Stadtgrenze Stuttgarts. Das Themenspektrum seiner Bilder hat er inzwischen erweitert, doch sein Metier bleibt nach wie vor die Porträtmalerei.
* Die Rechte am Titelbild sowie allen in diesem Artikel veröffentlichten Bildern liegen bei Viro Arnold.