Die letzte Veranstaltung des zweiten Tages der Aurora Dialogues konzentrierte sich auf Migration und die Rolle der Wirtschaft. Sie wurde von Noubar Afeyan, Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative und Vorstandsvorsitzender von Flagship Pioneering, geleitet. Diskussionsteilnehmer waren Ludwig Georg Braun, Aufsichtsratsvorsitzender von B. Braun Melsungen, Paul Polman, Vorstandsvorsitzender von Unilever, Mark Viso, Präsident und Vorstandsvorsitzender von PACT und Ernesto Zedillo, ehemaliger Präsident Mexikos, Direktor des Zentrums für Studien der Globalisierung der Yale Universität und Mitglied der Aurora-Preis-Auswahlkommission.
Noubar Afeyan regte die Teilnehmer mit folgenden Worten zur Diskussion an, „Flüchtlinge sind eine Art von extremen Einwanderern. Sie sind Zwangseinwanderer. Viele Einwanderer gehören in den Gesellschaften, in denen sie landen, zu den Triebkräften von Veränderungen, bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und bringen innovative Ideen mit ein. Ich habe mich oft gefragt, warum das so ist.”
„Wir haben in unseren Diskussionen Persönlichkeiten, die sich dazu entschlossen haben, einen bedeutsamen Teil ihrer Bemühungen und ihrer Unternehmens-, sowie zivilgesellschaftlichen Anstrengungen diesem Feld zu widmen, weil die Auffassung ist, dass wir, wenn wir nur auf die Staaten warten, immer noch eine ganze Weile warten müssen. Die Flüchtlinge heute haben diese Zeit wirklich nicht.“
Ernesto Zedillo sagte, dass die Erkenntnis wichtig sei, dass das Problem, dem wir gegenüberstehen, nicht von Gott angeordnet wurde oder von einer Naturkatastrophe. „Alle diese dramatischen Probleme, die vor uns liegen, sind ganz vom Menschen verschuldet worden“, sagte er und rief insbesondere Politiker auf, indem er sagte: „Am Ende des Tages geht es um Macht.“ Er sagte: „Manchmal reagieren Regierungen oder Menschen in Machtpositionen auf das, was von der Basis kommt. Deshalb denke ich, ist es unsere Verantwortung den Stimmlosen eine Stimme zu geben und zu sagen ‚kommt und geht diese Probleme mit den Instrumenten, die sich die Menschheit vor langer Zeit ausgedacht hat, an – Politik, Diplomatie, Zivilisation bzw. Kultur.‘“
Paul Polman sprach direkt die Verantwortung der Geschäftswelt an. „Zu dem Zeitpunkt, wo wir einige dieser Herausforderungen nicht angehen werden, würden die Unternehmen sich mehr Kosten einhandeln“, sagte der Vorstandsvorsitzende eines globalen Unternehmens, welches im Besitz von über 400 bekannten Marken ist.
Ludwig Georg Braun, Aufsichtsrat des deutschen Pharma- und Medizinbedarfsunternehmens beschrieb die Ergebnisse seiner Firma bei der Hilfe für Flüchtlinge. Bei der Registrierung von Flüchtlingen aus dem Irak und Syrien nach Deutschland stellten sie fest, dass 85 Prozent jünger als 40 waren und damit eine potentielle zukünftige Arbeitnehmerschaft. 20 Prozent sind jünger als 18 und haben begonnen die Schule zu besuchen. Sie organisierten Sprachkurse und lehrten ihnen kulturelle Normen, die die Gleichstellung der Geschlechter mit eingeschlossen. Sobald der Sprachunterricht begonnen hatte, waren Flüchtlinge auch für eine berufliche Ausbildung, abhängig von ihren Fähigkeiten, zugangsberechtigt.
Mark Visos Unternehmen PACT schloss sich mit Chevron zusammen, um Initiativen zur Gesundheitsfürsorge für Frauen in Nigeria auf Basis von Communities einzubringen. „Die Lösungsmöglichkeiten, die wir ergreifen können, haben mit dem zu tun, was man hier in diesem Diskussionsforum sehen kann: die Überschneidung und Zusammenarbeit von Regierung, privatem Geschäftssektor, Wirtschaftsmarkt und der Zivilgesellschaft.“