Nik Gowing, Auslandsjournalist und Gastprofessor am Kings College London und an der Nanyang Technological University in Singapur, eröffnete die Diskussion, indem er Günter Nooke vorstellte und vorschlug, dass die Podiumsteilnehmer auf den Themen aufbauen sollten, die in den vorangegangenen Sitzungen behandelt wurden. “Wir können nicht alles abdecken, aber wir versuchen, so viel wie möglich an einem Tag zu erreichen”, bemerkte er.
Günter Nooke, der Persönliche Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, hielt die Keynoterede, in der er die Veränderungen in der globalen Entwicklungszusammenarbeit – von klassischer Entwicklungshilfe hin zu der Teilnahme der Privatwirtschaft – ansprach. Er sprach auch die Dauer der aktuellen Krise und die Notwendigkeit von Klarheit in der verwendeten Sprache an. “Die zwei Begriffe ‘Flucht’ und ‘Migration’ werden oft synonym verwendet, aber ich denke, das ist nicht korrekt”, betonte er.
Franz Fischler, Präsident des European Forum Alpbach, warnte die Teilnehmer davor, sich von einem gutgemeinten Bedürfnis nach einer proaktiven Rolle bei Entwicklungsprogrammen anstecken zu lassen. “Wir sind nicht dazu da, um Afrika beizubringen, wie es sich zu entwickeln hat. Wir können ein wenig als Antreiber agieren, ein wenig als Unterstützer, aber die Initiative und die Antriebskräfte müssen von Afrika selbst kommen”, erklärte er.
John Prendergast, Gründungsdirektor von Enough Project, stimmte dem zu und ergänzte: “Das ist eine Voraussetzung für jegliche Hilfe und investitionsbasierte Planung, egal worum es geht. Das jetzige grundlegende Problem ist das Anreizsystem. Die Anreizstrukturen für Regierungen begünstigen in Afrika in vielen Fällen Massenabwanderung, Korruption und oft auch schreckliche Gewalt.”
Leymah Gbowee, Nobelpreisträgerin und liberianische Friedensaktivistin, Frauenrechtlerin und Mitglied des Aurora-Preis-Auswahlkomitees, betonte die Bedeutung des Bottom-up-Ansatzes für nachhaltige Entwicklung. “Als Aktivisten sagen wir zum Rest der Welt: Damit Entwicklung greift, muss sie ein Eigengewächs sein, muss sie von Ortsansässigen geschaffen werden. Wenn sie von außen kommt, glaube ich nicht, dass es funktionieren wird”, sagte sie.
Nicht alle Teilnehmer fanden, dass der Ausdruck „Marshallplan mit Afrika“ angemessen sei. Bernard Kouchner, Mitgründer von Ärzte Ohne Grenzen (Médecins Sans Frontières) und Mitglied der Aurora-Preis-Auswahlkomitees, fasste diese Gedanken wie folgt zusammen: “Wir müssen Afrika helfen und Afrika muss uns helfen. <…> Lasst uns den Ausdruck „Marshall“ einfach rausnehmen und lasst uns stattdessen über den Afrika-Plan sprechen.”
Hina Jilani, ehemalige UN-Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für Menschenrechtsverteidiger und Mitglied des Aurora-Preis-Auswahlkomitees, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Menschen, die von umgesetzten Entwicklungsplänen tatsächlich profitieren sollten. “Afrikanische Regierungen können Fördergelder missbrauchen, unterschlagen oder falsch anwenden. Wir sehen dies in der Realität. Jedoch ist es auch wahr, dass Menschen in Afrika bestimmte Bestrebungen haben. Und wenn es Entwicklungshilfepläne gibt, müssen diese in die Bestrebungen der Menschen investieren”, betonte sie.