Andrei Sharonow, Präsident der Moscow School of Management SKOLKOVO, eröffnete die Veranstaltung als Moderator und kam gleich auf den Punkt: „Wir sind hier, um auf die letzten vier Jahre zurückzublicken und darüber zu sprechen, was diese Initiative für jeden Einzelnen bedeutet und was sie für die Preisträger bedeutet.“
Bevor die Aurora-Preisträger auf die Bühne kamen, haben die Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative ein paar Worte an das Publikum gerichtet. Noubar Afeyan sprach über den Hintergrund von Aurora, was die Beweggründe für die Gründung der Initiative waren und worum es bei dem Preis geht.
„Wir dachten, anstatt zurückzublicken und Nachkommen der Menschen zu finden – was wir doch ein wenig gemacht haben –, die uns [während des Völkermordes an den Armeniern] geholfen haben und ihnen zu danken, sollten wir stattdessen versuchen, den gleichen Geist zu finden; genau die gleichen Seelen, die den Armeniern vor hundert Jahren geholfen haben, weil wir davon überzeugt sind, dass sie alle weiterleben. Sie leben alle in den unterschiedlichsten Menschen weiter. Sie leben alle in unseren Preisträgern weiter.“
Ruben Vardanyan, einer der drei Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative, knüpfte an das Gespräch an und verdeutlichte anhand eines Beispiels den konkreten Einfluss, den die Projekte von Aurora haben. Was er in Ruanda sah, wo er an den Veranstaltungen zum 25-jährigen Jubiläum von Maison Shalom teilnahm, war mehr als bewegend.
„Ich sah diese Kinder und ich sah, dass sie jetzt die Chance haben, weiter zu lernen und Universitäten zu absolvieren. Und man begreift, dass dies genau das ist, was man sich wünscht. Diese Kinder bekamen eine zweite Chance auf ein gutes Leben mit einer guten Schulbildung. Und wir hoffen, dass wir für ihre Zukunft wirklich etwas Gutes bewirken können“, so Ruben Vardanyan.
Die drei Aurora-Preisträger erzählten mit ihren Geschichten, dass sie vollkommen verschieden sind und dennoch viel gemeinsam haben. Marguerite Barankitse, Gründerin von Maison Shalom und Aurora-Preisträgerin 2016, sprach über Hoffnung und plötzliche Veränderungen: „Im Flüchtlingslager gab es keine Hoffnung mehr. Und plötzlich gibt dir jemand Hoffnung. Das ist unglaublich. Aurora hat das Lager grundlegend verändert. Dank Aurora wurde das Flüchtlingslager zu einem Paradies der Hoffnung.“
Der Aurora-Preisträger 2018 Kyaw Hla Aung, Rechtsanwalt und Rohingya-Anführer, vermittelte das Gefühl seiner Transformation von einem von den Regierungsbehörden als kriminell eingestuften Verbrecher zu einem angesehenen Aktivisten. Die Wahl zum Aurora-Preisträger gab ihm die Möglichkeit, das Elend der Rohingya noch stärker in den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit zu rücken.
Tom Catena, Ärztlicher Direktor des Mother of Mercy Hospital in den Nuba-Bergen, Vorsitzender der Aurora Humanitarian Initiative und Aurora-Preisträger 2017, betonte den lokalen Einfluss von Aurora in den Nuba-Bergen im Sudan. Die Unterstützung kam, als die Menschen sie am meisten brauchten, da das Krankenhaus wegen schwerer finanzieller Probleme schon fast geschlossen war. Der Preis machte die Nuba sehr stolz.
„Es war eine enorme Hilfe für uns. [Aber noch] wichtiger war die öffentliche Aufmerksamkeit, die ich und die Nuba durch Aurora bekamen. Denn die Nuba werden seit Tausenden von Jahren verfolgt. Wenn man gesehen hat, wie stolz sie waren, dass ihre Probleme und ihr Kampf auf die internationale Bühne gebracht wurden. Das war etwas, was man wirklich sehen konnte“, so Tom Catena.
Dato’ Dr. Ahmad Faizal Mohd. Perdaus, Präsident von MERCY Malaysia, vertrat eine der drei Organisationen, die von Kyaw Hla Aung bei der Verteilung des Preisgeldes in Höhe von 1.000.000 Dollar, das er als Aurora-Preisträger erhalten hat, ausgewählt wurden: „Das half uns, unser medizinisches und gesundheitliches Programm im Rakhine-Staat in Myanmar fortzuführen und die Menschen dort mit lebenswichtigen Hilfeleistungen zu versorgen. Und wir mussten eine wichtige Rolle übernehmen, denn vielen größeren westlichen Nichtregierungsorganisationen wurde es von den Behörden nicht gestattet, in Rakhine zu arbeiten. Wir sind dort nach wie vor im Einsatz und haben sozusagen den größten Zugang im Rakhine-Staat, um die Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.“
Sarah und Martin Rubino, Teilnehmer des Aurora Fellowship-Programms, haben über ein Jahr lang im St. Theresa Hospital in Nzara im Südsudan ehrenamtlich gearbeitet. Nach ihren Worten gab ihnen das Aurora Fellowship-Programm die Möglichkeit, mehr als nur normale Menschen zu sein; es gab ihnen die Möglichkeit, zu helfen, zu retten und das Leben anderer zu verändern.
„Ich bin Krankenschwester und Hebamme. <…> Meine Hauptaufgabe bestand darin, dabei zu helfen, dass kleine Babys überleben. Es werden viele Babys in der 28. bis 32. Woche geboren, weil Mütter Infektionen oder Malaria bekommen. Und bei einer Geburt vor der 32. Woche sind die Überlebenschancen wirklich gering. Aber es gelang uns bei einigen Babys, dass sie überlebt haben. Das ist der kleine Einfluss, durch den winzige Leben gerettet werden konnten“, berichtet Sarah Rubino.
Zum Abschluss der Gesprächsrunde reflektierte Vartan Gregorian, Präsident der Carnegie Corporation of New York und Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative, über den Sinn des Lebens und die Daseinsberechtigung mit folgenden Worten: „Wir bewegen uns derart in eine abnorme Richtung, abseits von normalen Wegen, dass wir Helden finden müssen, um unserem Leben einen Sinn zu geben. Mehr denn je brauchen wir Helden als Vorbilder. Und das konnten Sie bereits an den von uns ausgewählten Persönlichkeiten erkennen. Sie sind nur widerwillig Helden. Ihnen war nie bewusst, dass sie Helden sind. Jeder Aurora-Preis investiert in Menschen, die Vorbilder sind. Sie mögen vielleicht kontrovers sein, aber sie repräsentieren die Besten.“
Die gesamte Videoaufzeichnung des Gesprächs können Sie nachstehend ansehen (auf Englisch).