Hrant Dink, Journalist und Menschenrechtler

Hrant Dink, Journalist und Menschenrechtler


„Ich ziehe die allgemein akzeptierte Version der Geschichte in Zweifel, weil ich nicht schwarzweiß denke und schreibe. Die Menschen hier sind so sehr an dieses Schwarzweißdenken gewohnt, dass sie der Existenz anderer Schattierungen mit größtem Erstaunen begegnen.“

Wer er war

Hrant Dink war Mitgründer und langjähriger Herausgeber der Wochenzeitung Agos in der Türkei. Nach seinem Studium der Zoologie und Philosophie wandte er sich schließlich dem Journalismus zu. Als Einzelgänger trat er an, die Grenzen dessen zu überschreiten, was bis dahin in der Türkei als annehmbar galt. Er war ungewöhnlich mutig in einem Land, wo die von oben verordnete Meinung nur selten in Frage gestellt wird. Diese Haltung rückte ihn in den Fokus der Öffentlichkeit. 

Als Humanist wollte er eine Brücke sein zwischen Armeniern und Türken, denen er den Standpunkt des jeweils anderen zu erklären suchte, was ihm nicht selten Kritik aus beiden Lagern einbrachte. Mit Veröffentlichung seiner Entdeckung, dass Sabiha Gökçen, die erste Fliegerin der Türkei und Adoptivtochter des Staatsgründers Atatürk Armenierin war, machte sich Dink zur Zielscheibe türkischer Nationalisten. Sie brachten ihn schließlich vor Gericht wegen Beleidigung des Türkentums, einem Straftatbestand unter türkischem Recht. Er wurde von den Medien geächtet und sah sich einer Verleumdungskampagne ausgesetzt, die nicht nur immer größere Ausmaße annahm, sondern letzten Endes zu seiner Ermordung führte. 

Im Januar 2007 wurde er vor seinem Büro mit drei Schüssen in den Hinterkopf niedergestreckt, die aus nächster Nähe abgefeuert worden waren. Die feige Ermordung wurde international verurteilt und löste zahlreiche Demonstrationen im ganzen Land aus, besonders in Istanbul, wo Demonstranten Schilder hochhielten mit der Aufschrift „Wir alle sind Armenier“ oder „Wir alle sind Hrant Dink“.

Der Tod von Hrant Dink gilt als Wendepunkt in der jüngeren türkischen Geschichte, seit dem – zumindest innerhalb eines gewissen Rahmens –  öffentlich thematisiert werden darf, was bis dahin absolut tabu war, so zum Beispiel die Rolle von Minderheiten in der Türkei. Infolge seines tragischen Todes entstand eine größere Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem Völkermord an den Armeniern, sowohl unter türkischen Intellektuellen wie auch in einer breiteren Öffentlichkeit.

Wissenswertes

Hrant Dink hatte bereits in jungen Jahren seinen Vornamen amtlich in Firat ändern lassen, um der Diskriminierung aufgrund seiner Herkunft aus dem Weg zu gehen. 

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Hrant-Dink-Stiftung