Von Haig Chahinian
Courken George Deukmejian ist vielleicht der einflussreichste Amerikaner mit armenischen Wurzeln des vergangenen Jahrhunderts. In seinen zwei Amtszeiten als Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien verantwortete er ein Budget von 316 Millionen Dollar. Als er 1991 aus dem Amt schied, machte er Politik für über 30 Millionen Kalifornier. Er zählte Ronald Reagan zu seinen Freunden und wurde als möglicher Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten gehandelt, als George H. W. Bush 1988 zur Präsidentschaftswahl antrat. Fragt man den 87-jährigen nach seinen Erfolgen, winkt er ab. „Viele haben weit größeren Reichtum erworben und sind weitaus einflussreicher gewesen“, sagt Courken George Deukmejian.
Bescheidenheit liegt ihm im Blut. Sein Großvater mütterlicherseits arbeitete als reisender Händler im osttürkischen Erzurum, während sich die Großmutter um Haus und Kinder kümmerte. Wie viele Nachkommen von Überlebenden des Völkermordes lernte auch der ehemalige Gouverneur seine Großeltern nicht kennen, nicht einmal ihre Namen wusste er. „Natürlich war ich neugierig, wollte mehr über sie wissen, doch Fragen stellte ich nicht viele“, bedauert er. Sein Vater, nach dem er benannt ist, stammte aus Aintab, dem heutigen Gaziantep in der Südtürkei. Er handelte mit orientalischen Teppichen und wanderte in die Vereinigten Staaten aus, wo er Alice Gairdan heiratete. Unter welchen Umständen genau die Familie Deukmejian das historische Armenien verließ, liegen bis heute im Dunklen. „Es gab nie eine ausführliche Erklärung“, erinnert sich der Politiker im Ruhestand. Seine Eltern hatten nur wenig über den Völkermord gesprochen. „Ich erinnere mich, wie sie sagten, sie seien recht plötzlich davon überrascht worden. Ab und an ließen sie Andeutungen fallen, doch weiter gingen sie nicht. Ein genauer Einblick blieb mir so verwehrt.“
Im Gegensatz dazu ist Leben des Sohnes gut dokumentiert. Zur Welt kam er 1928 in Menands im US-Bundesstaat New York. Bereits als Jugendlicher zeigte er großes Interesse am Zeitgeschehen. Die Titelseite der Tageszeitung verschlang er noch vor dem Sportteil. Im Alter von 27 Jahren zog es ihn ins wärmere Kalifornien, wo er Gloria Saatjian heiratete. „Die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, sagt er. Das Geheimnis einer glücklichen Ehe nach 58 Jahren? „Zwei Worte“, antwortet er lächelnd: „Ja, Schatz.“
Die ersten Erfolge bei Wahlen hatte er kurz nach seinem Umzug in den Staat am Pazifik. Er war Abgeordneter im kalifornischen Unterhaus, Senator im Oberhaus und Generalstaatsanwalt. Als oberster Beamter des Staates war Courken George Deukmejian der beliebteste Gouverneur in der jüngeren Vergangenheit. Laut einer Umfrage fielen seine Zustimmungswerte zu keinem Zeitpunkt unter die Marke von 50%. Der Mann an der Spitze erfüllte viele Kalifornier armenischer Abstammung mit Stolz.
Als er darüber nachdenkt, was es bedeute, Armenier zu sein, sagt er: „Ich bin froh, dass ich christliche Wurzeln habe und dass mein Volk als Ganzes ein sehr ehrenhaftes ist. Ich bin froh, dass ich mich im Laufe der Jahre mit ehrenhaften und christlichen Menschen umgeben habe.“
Die Worte des ehemaligen Gouverneurs erinnern an eines seiner oft bemühten Zitate. In Anspielung auf einen Golfer, der über die Lage seines Balles lüge, hatte er gesagt: „Der Unterschied zwischen Golf und Regierung besteht darin, dass man beim Golf seine Lage nicht verbessern kann.“ Als er darüber nachdenkt, was die armenische Jugend von heute von seinem Leben lernen könne, kommt er auf das Thema Ehrlichkeit zurück: „Ich würde sagen, es ist von großem Wert, sich anzustrengen, eine gute Ausbildung zu machen, immer sein Bestes zu geben. Und natürlich ein guter Bürger zu sein, aufrecht und ehrenhaft.“