Die erste Diskussionsrunde am zweiten Tag der Aurora Dialogues 2017 wurde dazu ermutigt, die Ergebnisse des Aurora Humanitarian Index zu begutachten und die Einstellung der internationalen Öffentlichkeit gegenüber Flüchtlingskrise, Migration, humanitäre Intervention und der Verantwortung zur Intervention zum Schutze anderer. Die Diskussion moderierte Gareth Evans, President Emeritus der International Crisis Group und ehemaliger Außenminister Australien und Mitglied der Aurora-Preis-Auswahlkommission. Redner waren unter anderem Dr. Ibrahim Awad, Direktor der Center of Refugee and Migration Studies an der American University of Cairo, Sasha Chanoff, Gründer und Vorstandsdirektor von RefugePoint, und Hina Jilani, ehemalige Sonderbeauftragte des UN-Generalsekretärs für Menschenrechtsaktivisten und Mitglied der Aurora-Preis-Auswahlkommission.
Die Aurora Humanitarian Initiative führte eine Studie zu weltweiten Einstellungen durch. Sie wurde von Katar Public aus Brüssel, Belgien, entworfen und implementiert. Dr. Hayk Gyuzalyan, Methodendirektor von Kantar Public präsentierte die Ergebnisse des Aurora Humanitarian Index. Er erklärte, dass der Index 6500 Antworten aus 12 Ländern ausgewertet hat: Großbritannien, USA, Deutschland, Frankreich, Libanon und Iran, Argentinien, Japan, Türkei, Kenia, Russland und Armenien. Er konzentrierte sich auf Migration und die Integration von Migranten in neue Gesellschaften.
Dr. Gyuzalyan fasste die zentralen Ergebnisse zusammen: Erstens, die Unterstützung für humanitäre Aktionen nimmt ab. “Die Menschen sind skeptisch über die individuellen und kollektiven Möglichkeiten, um einen Unterschied auszumachen. Sie haben wenig Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Führungskräfte und Organisationen hinsichtlich der Lösung der humanitären Krise”, erklärte er. Zweitens, Populismus und Isolationismus nehmen zu. Diese Trends zeigen sich in den Untersuchungsergebnissen. Drittens, und möglicherweise das Wichtigste, “junge Menschen antworteten positive auf alle Fragen. Sie blicken am optimistischsten in die Zukunft und, ganz wichtig, sie sind dazu bereit, zu handeln”, erklärte er.
Gareth Evans rief die Redner dazu auf, ihre Reaktionen zu den Ergebnissen des Index zu erklären.
Ibrahim Awad, eine der weltweiten Experten zu Migrationsfragen, sagte: “Ich denke, die Zahlen überraschen nicht, einige Aspekte benötigen Erläuterung. Ich denke, was mir am meisten auffiel, waren Armenien, Argentinien und Kenia, die als sehr rezeptiv, also aufnahmewillig erscheinen. Bei Armenien, denke ich, hat es etwas mit der historischen Erfahrung der Armenier, dem Genozid, zu tun. Die armenischen Flüchtlinge, die aufbrachen, um in vielen verschiedenen Ländern nach Zuflucht zu suchen, machen Armenien aufnahmewilliger gegenüber Flüchtlingen.”
Gareth Evans fragte, ob die Führungskräfte uns im Stich gelassen haben, als es um das Anbieten eines moralischen Impetus ging. Professor Awad antwortete damit, dass die Medien häufig verantwortlich gemacht werden, obwohl sie wiedergeben, was die Politiker sagen. Einige Politiker “sähen Hass und Fremdenfeindlichkeit.”
Sasha Chanoff, der die Organisation anführt, die Lösungen für die am meisten bedrohten Flüchtlingen sucht, sagte: “Es gibt sehr spezielle, scharfe Fehleinschätzungen, die wir in diesen Ergebnissen sehen. Zum einen, dass Flüchtlinge als gefährlich und als Terroristen betrachtet werden, obwohl sie tatsächlich die ersten Opfer von Terrorismus sind. Aber sie sehen in der politischen Rhetorik unserer Zeit, dass Flüchtlinge als gefährlich verunglimpft werden.” Das ist nichts Ungewöhnliches; in Zeiten von Gefahren und Krisen werden Flüchtlinge verunglimpft und zu Sündenböcken erklärt. Zum anderen, dass Flüchtlinge Arbeitsplätze wegnehmen. Die Realität ist, dass Flüchtlinge, ob in den USA oder anderen Ländern, tatsächlich Arbeit schaffen, weil sie zu Unternehmern werden.
Hina Jilani kommt aus Pakistan. “Ich komme aus einem Land, in dem wir Flüchtlinge aufnahmen—die größte Anzahl weltweit und über den längsten Zeitraum hinweg. Daher ist mir das Thema nicht fremd, das wir heute versuchen zu analysieren zu erfassen.” Sie erklärte, dass es zwei Seiten des Problems gibt: “Zum einen vertreibt der Konflikt die Menschen. Zum anderen gibt es Beschränkungen und Herausforderungen für Menschen, die geflüchtet sind, für wen gelten diese und wer muss diese bewältigen?”
“Tragödien vertreiben die Menschen”, schloss sie ab, “und im Zentrum der Tragödie ist der Mangel an Anerkennung für die Würde von menschlichen Wesen.”
Die Ergebnisse des Aurora Humanitarian Index 2017 finden Sie hier.