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Europäischer Tag der Gerechten: Schaffung eines positiven Vermächtnisses

Europäischer Tag der Gerechten: Schaffung eines positiven Vermächtnisses

Die Diskussion mit dem Titel „Europäischer Tag der Gerechten: Schaffung eines positiven Vermächtnisses. Eine armenische Sichtweise“ wurde von European Friends of Armenia (EuFoA), Gardens of the Righteous Worldwide - Gariwo, IDeA und der Aurora Humanitarian Initiative organisiert und fand am 30. Juni 2020 statt. An der Veranstaltung nahmen teil: Charlie Weimers, Mitglied des Europäischen Parlaments; Simone Zoppellaro, Botschafter von Gariwo; Gabriele Nissim, Gründer und Vorsitzender von Gardens of the Righteous Worldwide Committee – Gariwo; Nicola Stanisch, Exekutivdirektorin der Aurora Humanitarian Initiative, und Mirza Dinnayi, Aurora-Preisträger 2019 und Mitbegründer von Luftbrücke Irak. Die Diskussion wurde von William Lavender, einem Vertreter der EuFoA, moderiert.

„Die Bedeutung dieser Art des Gedenkens besteht darin, eine gemeinschaftliche Erinnerung für alle Menschen zu schaffen, damit sie erkennen, dass die Bekämpfung von Gräueltaten die Pflicht eines jeden Menschen ist. Leider haben wir noch nicht den Punkt erreicht, an dem jeder denkt, dass jeder von uns gegen Gräueltaten ankämpfen sollte. Und bis wir diesen Punkt erreicht haben, brauchen wir Organisationen wie Aurora, wie alle anderen humanitären Hilfsorganisationen, die jene Menschen stärken, die unter Einsatz ihres Lebens anderen helfen“, so Mirza Dinnayi, Aurora-Preisträger 2019.

Der Europäische Tag der Gerechten, der 2012 vom Europäischen Parlament ins Leben gerufen wurde, wird jedes Jahr am 6. März begangen und ehrt diejenigen, die sich gegen die Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingesetzt haben. Die Idee und das Konzept für diesen besonderen Tag stammen von Yad Vashem, Israel offiziellem Mahnmal für die Opfer des Holocaust, und seinem Garten der Gerechten unter den Völkern, mit dem Nichtjuden gewürdigt werden sollen, die sich unter persönlicher Gefahr für den Schutz und die Rettung von Juden während des Holocaust eingesetzt haben. Die Diskussion war ursprünglich für das Frühjahr geplant, verschob sich dann jedoch auf Ende Juni aufgrund des COVID-19-Ausbruchs, der die Organisatoren dazu zwang, die Veranstaltung online durchzuführen, anstatt sie im Europäischen Parlament abzuhalten.

Charlie Weimers, Mitglied des Europäischen Parlaments, ging auf das Thema Leugnung ein und erwähnte, dass die Anerkennung von zentraler Bedeutung ist, um den Völkermord zu bewältigen und das damit verbundene Trauma zu heilen: „Als Christ und Europäer und als Mensch teile ich mit Ihnen die Pflicht des Gedenkens und des Nichtvergessens. Mit dem Gedenken verbunden ist auch unsere Pflicht, die Stimme zu erheben, eine Stimme für diejenigen zu sein, die nicht mehr bei uns sein können, und uns auch um die Stärkung derjenigen zu bemühen, die sich selbst in Gefahr bringen, um andere zu retten. [..] Anstatt weiterhin das Unbestreitbare zu leugnen, muss die Türkei vielmehr zu ihrer eigenen Geschichte und ihren eigenen Verbrechen stehen. Wir müssen uns erinnern und fordern.“ Er schloss seine Rede mit der letzten Zeile des armenischen Gedichts von Paruyr Sewak: „Wir sind, wir wollen und wir werden viele sein.“

Simone Zoppellaro, Botschafter von Gariwo, sprach über die Geschichte seiner Organisation, die vor 20 Jahren gegründet wurde, um das Bewusstsein und das Interesse für die Gerechten, die Menschen, die für die Verteidigung der Menschenwürde kämpften und immer noch kämpfen, zu wecken und zu fördern. Er hob die Bedeutung der Gerechten in der heutigen Zeit hervor, in der wir immer noch Zeugen von Völkermorden in der modernen Welt sind: „Warum sind sie für uns heute so wichtig? Weil wir bei dieser Pandemie gesehen haben, wie fragil die Institutionen und unsere Welt sind. Und wir sahen, wie der Einzelne Verantwortung übernehmen und solidarisch im Interesse der Menschlichkeit handeln kann. Auch die Gerechten sind in der heutigen Zeit sehr wichtig, denn es wird auch künftig Völkermorde geben, wie man im Fall des Völkermordes an den Jesiden sehen kann.“

Gabriele Nissim, Vorsitzender und Gründer von Gariwo, ging auf den universellen Geist des Gedenkens und seinen erzieherischen und präventiven Charakter sowie auf die Krise ein, in der es sich derzeit befindet. „Dies ist heute ein großes Thema, denn wenn das Gedenken nur ein Aspekt der Identität ist, kann es nicht länger ein Vehikel sein, um die Welt zu stärken und die Verantwortung aller zu übernehmen. Es reicht nicht zu sagen: Ich bin Jude und erinnere mich an die Schoah, und ich bin Armenier und möchte des Völkermordes an den Armeniern gedenken. Wir müssen sehen, wie wir in unserer Zeit das Böse verhindern können.“ Er unterstrich, wie wichtig es sei, anhand der Vergangenheit die gegenwärtigen Herausforderungen zu analysieren, da die Welt heute Zeuge des Aufkommens von Nationalismus, Rassismus und Hass ist.

Nicola Stanisch, Exekutivdirektorin der Aurora Humanitarian Initiative, die 2020 ihr fünfjähriges Bestehen feiert, hat das Konzept der gelebten Dankbarkeit angesprochen, das im Mittelpunkt der Initiative und des Aurora-Preises steht. „Wenn man ein Überlebender ist, versucht man, wieder ins Leben zu finden und schließlich aufzublühen. Und wenn man einmal aufblüht, besteht das Bedürfnis, etwas zurückzugeben. Das ist es, was wir als gelebte Dankbarkeit bezeichnen. Die Aurora Stiftung ist ein Symbol für das Zurückgeben von den Mitbegründern. Und wir glauben, dass diese gelebte Dankbarkeit ein sehr universelles Konzept ist, mit dem sich jeder identifizieren kann.“ Sie forderte auch alle, die außergewöhnliche Menschen und herausragende humanitäre Helfer kennen, deren Arbeit größtenteils im Schatten verborgen bleibt, dazu auf, sie für den Aurora-Preis 2021 zu nominieren und den Geist der Menschlichkeit und der Gerechten zu feiern.

Die gesamte Videoaufzeichnung der Diskussion können Sie nachstehend ansehen (auf Englisch).