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Armenische Ärzte an vorderster Front

Armenische Ärzte an vorderster Front

Die Online-Veranstaltung der Aurora Dialogues 2020 mit dem Titel „Armenische Ärzte an vorderster Front“ fand am 27. August 2020 statt und richtete sich an armenische medizinische Fachkräfte, die in Entwicklungsländern, insbesondere in Kriegsgebieten und abgelegenen Gebieten der Welt, tätig sind. Drei Ärzte tauschten ihre Erfahrungen aus und sprachen über die damit verbundenen Risiken und die Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sahen, als sie mit begrenzten Ressourcen unter unzureichenden Bedingungen arbeiteten. 
 

Die Diskussionsrunde „Armenische Ärzte an vorderster Front“ wurde in Zusammenarbeit mit der Diskussionsplattform Futures Studio durchgeführt und von Armen Minassian, MD, moderiert.

Dr. Karen Koloyan, Leiter der kinderorthopädischen Abteilung der Wigmore Clinic, erinnerte an die späten 1980er und frühen 1990er Jahre und an die Folgen des Erdbebens von Spitak, das zu einer Zusammenarbeit zwischen armenischen und ausländischen Ärzten führte. Als Armenien 1991 wieder seine Unabhängigkeit erlangte, waren die Grenzen offen, und medizinische Fachkräfte konnten als Freiwillige reisen und studieren. In dieser Zeit arbeitete Dr. Koloyan in vielen Entwicklungsländern. Heute lebt er in Armenien, unternimmt aber regelmäßig Einsätze in Honduras, wo er seit 12 Jahren Patienten in San Pedro Sula, einer der kriminellsten Städte der Welt, behandelt. „Für die 6 bis 7 Millionen Einwohner gab es in diesem Land nur einen ausgebildeten Kinderorthopäden, in Kambodscha zum Beispiel überhaupt keinen. Eine der wichtigsten Aspekte unserer Arbeit ist die Kooperation mit Ärzten vor Ort. Wenn man ein oder zwei von ihnen ausbildet, kann man Tausende von Leben retten. Ich habe nie nach Anerkennung gesucht. Ich schöpfe meine Inspiration aus der Hilfe für Kinder, vor allem wenn ich sehe, dass schwer behinderte Kinder eine zweite Chance auf ein vollwertiges Leben erhalten. Zudem lehrt, schult und dient man als Vorbild für die nächste Generation von Kinderorthopäden“, so Dr. Koloyan.

Im Jahr 2017 zählte die Geburtshelferin und Gynäkologin Armine Barkhudaryan zu den drei Ärzten, die sich in die Nuba-Berge im Sudan aufmachten, um Tom Catena vorübergehend zu vertreten, nachdem er als Aurora-Finalist ausgewählt worden war. Dank der Hilfe der Freiwilligen konnte Dr. Catena nach Armenien reisen, wo er zum Aurora-Preisträger 2017 gekürt wurde. Der erste Einsatz von Dr. Barkhudaryan führte sie 2016 nach Kenia. Während der Diskussion erinnerte sie sich an viele schwierige Tage, die sie erlebt hatte, betonte aber auch, dass die Rettung von Leben ihr Kraft und Motivation gab, weiterzumachen: Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich mit den Safari Doctors in den ländlichen Gebieten nahe der somalisch-kenianischen Grenze unterwegs war. Auf den Straßen hätte alles Mögliche passieren können, da die Terrorgruppe al-Shabaab dort oft Menschen entführt und Terroranschläge verübt. Einmal kamen bewaffnete Leute auf uns zu und befahlen uns, aus dem Auto auszusteigen und uns in Richtung Wald umzudrehen. Ich dachte, jetzt ist es vorbei. Zum Glück ist nichts passiert.“

Als Tom Catena erneut nach Armenien reisen musste und eine vorübergehende Vertretung in den Nuba-Bergen brauchte, sprach Armine Barkhudaryan, die sich gerade auf einem Einsatz in Syrien befand, mit Armen Mkrtchyan, einem Kollegen, der Geburtshelfer und Gynäkologe ist, über diese Gelegenheit. Er war begeistert. Nicht einmal die Tatsache, dass er sich aller Gefahren voll bewusst war und sich mental auf das schlimmste Szenario einstellte, konnte Dr. Mkrtchyan von seinem Einsatz im Sudan abhalten. „Ich war so beeindruckt von Dr. Tom Catena. Für mich ist er mehr als nur ein normaler Mann. Er ist mein Held, und ich hatte keine Zweifel daran, dies zu tun. Während der zweieinhalb Monate meines dortigen Einsatzes wurden viele Jungen und Mädchen geboren. Eine Frau gab ihrem Baby sogar den Namen 'Doktor Armen'! Eine andere Mutter wollte ihre Tochter Armen nennen, da ich ihr Neugeborenes buchstäblich wieder ins Leben zurückgeholt hatte“, so Armen Mkrtchyan.

Der Moderator Armen Minassian fasste die Diskussion zusammen und dankte den Ärzten dafür, dass sie Leben gerettet und ihre Geschichten erzählt haben: „Sie sind die Botschafter Armeniens in der Welt. Sie sind etwas Besonderes, und ich hoffe, dass Sie durch Ihre Arbeit junge Ärzte inspirieren.“ Dr. Minassian ermutigte auch jeden, der selbstlose humanitäre Helfer kennt, die anderen helfen, sie für den Aurora-Preis 2021 zu nominieren, was bis zum 31. Oktober 2020 möglich ist.

Die gesamte Videoaufzeichnung der Diskussion können Sie nachstehend ansehen (auf Englisch).