Am 15. Oktober 2022 fanden im Rahmen der Aurora-Preisverleihung 2022 auf der italienischen Insel San Lazzaro ein Gebet und ein geistliches Konzert in der Kirche der armenisch-katholischen Kongregation der Mechitaristen statt. Die Gäste wurden von Mitgliedern der weltweiten armenischen christlichen Gemeinschaft begrüßt, darunter Erzbischof Khajag Barsamian, Vertreter der armenischen Kirche am Heiligen Stuhl und Päpstlicher Delegierter für Westeuropa. 

„Bei diesem Zusammenkommen zum Gebet und zur inneren Einkehr werde ich an die folgenden Worte Jesu Christi erinnert, die im Evangelium des Matthäus stehen: ‚Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.‘ Jesus spricht diese Worte bei einer eindrucksvollen Rede darüber, wie man sich den Hungrigen, den Durstigen, den Fremden, den Armen, den Kranken oder den Gefangenen zuwendet. Er weist darauf hin, dass Jesus seine Zuhörer daran erinnert, dass Christus selbst in jedem dieser leidenden Menschen lebt und dass wir, wenn wir uns um diese Menschen kümmern, auch unserem Gott Barmherzigkeit erweisen.

Wenn ich heute über diese Worte spreche, muss ich an den Ursprung des Konzepts der Aurora Humanitarian Initiative denken. Ruben, Sie erinnern sich an unser Gespräch in New York an einem Kaffeetisch. Ich erinnere mich daran, wie meine guten Freunde, der verstorbene großartige Dr. Vartan Gregorian, Noubar Afeyan und Ruben Vardanyan, die außergewöhnliche Vision hatten, eine sinnvolle Auseinandersetzung mit der schmerzhaften Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern zu finden, um im Namen der Märtyrer des Völkermordes an den Armeniern und in Dankbarkeit gegenüber den Überlebenden anderen Menschen die Hand zu reichen. Und ich erinnere mich auch daran, wie sie dieses Konzept mit der Gründung der Aurora Humanitarian Initiative in die Tat umgesetzt haben.

Die Grundprinzipien von Aurora, die gelebte Dankbarkeit und der Kreislauf des Gebens, entsprechen wahrhaftig der starken Botschaft Jesu: ‚Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.‘ Die Initiative hilft den Schwächsten – Kindern, Frauen, Geflüchteten – und fördert damit den Gedanken, dass Dankbarkeit uns dazu verpflichtet, mehr für unsere Brüder und Schwestern zu tun, wo immer sie auch leben mögen, denn wir sind alle Teil der gleichen Menschheitsfamilie. Ja, wir sind alle Teil der gleichen Menschheitsfamilie.

Vor hundert Jahren, während des Völkermordes an den Armeniern, erlebte das armenische Volk die dunkelste Zeit seiner Geschichte, in der Millionen seiner Söhne und Töchter verfolgt und gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen. Doch zur gleichen Zeit reichten viele gutherzige Fremde, getragen vom Geist der Menschlichkeit, unseren Vorfahren eine helfende Hand, um ihren Schmerz zu lindern und sie zu retten. Das war der Wille Gottes, und dem Herrn sei Dank, dass wir heute hier sind. So wie Jesus es uns gezeigt hat, möchte Gott, dass wir unser Leben voller Barmherzigkeit, Liebe und Mitgefühl leben. Es gehört zur tragischen Wahrheit des Lebens, dass Katastrophen, Kriege und Konflikte weiterhin Verlust und Leid über die Welt bringen, aber wenn wir uns von Güte und Mitgefühl leiten lassen, können wir den Weg in eine bessere Zukunft beschreiten – eine Zukunft, die von neuer Hoffnung und ganz sicher von einer Vision geprägt ist. Das ist die Vision, die die Initiatoren des Aurora-Preises der gesamten zivilisierten Welt vor Augen geführt haben – aktiv zu handeln, um Gräueltaten und menschliches Leid zu beenden. Heute sprechen wir den Gründern dieser so wichtigen und Gottes Wohlgefallen findenden Initiative sowie allen ihren Unterstützern unseren Dank und unsere Wertschätzung aus.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Mission, Leben zu retten. Das, was Sie tun, ist eine Mission, und möge die Gnade unseres Herrn mit Ihnen allen sein. Amen.“

Das Video können Sie sich nachstehend ansehen (auf Englisch).