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Würdigung der Aurora-Finalisten 2022

Würdigung der Aurora-Finalisten 2022

Das Veranstaltungswochenende zur Verleihung des Aurora-Preises 2022 in Venedig wurde mit der Aurora Dialogues-Veranstaltung mit dem Titel „Würdigung der Aurora-Finalisten 2022“ eröffnet, die am 15. Oktober 2022 in der Scuola Grande San Teodoro in Venedig, Italien, stattfand. In der Gesprächsrunde wurde die mutige Arbeit der Aurora-Finalisten 2022 Jamila Afghani, Hadi Jumaan und Mahienour El-Massry vorgestellt. Die Moderation übernahmen Dele Olojede, Pulitzer-Preisträger und Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, und Julienne Lusenge, Aurora-Preisträgerin 2021 und Mitbegründerin des Fonds für kongolesische Frauen (FFC).

Die Moderatoren Dele Olojede und Julienne Lusenge begrüßen die Teilnehmer der Aurora Dialogues-Veranstaltung 2022 mit dem Titel „Würdigung der Aurora-Finalisten 2022“, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Vor der Vorstellung der Aurora-Finalisten begrüßte Dele Olojede die Gäste und unterstrich die Einzigartigkeit des Aurora-Preises zur Förderung der Menschlichkeit, dessen Aufgabe es ist, die Helden von heute zu stärken und Menschen in Not zu helfen. „Das Beste am Aurora-Preis ist, zumindest für mich, dass der Preisträger ein Preisgeld von 1.000.000 US-Dollar erhält, mit dem er den Kreislauf des Gebens fortsetzen und Organisationen unterstützen kann, die Menschen in Not helfen. Das ist einfach unglaublich“, so Dele Olojede. 

Julienne Lusenge, die betonte, dass es sie sehr bewege, wieder in Venedig zu sein, diesmal als Ehrengast und Moderatorin, war die richtige Person, um die Worte von Dele zu bestätigen: „Als eine der Aurora-Preisträgerinnen weiß ich, wie wichtig eine solche Unterstützung und Anerkennung ist. Aurora bietet Aktivisten eine Möglichkeit, ihre Arbeit auszubauen, damit wir noch mehr erreichen können.“

Noubar Afeyan, Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative, hält eine Rede bei den Aurora Dialogues 2022 „Würdigung der Aurora-Finalisten 2022“, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

In seinen Ausführungen wies Noubar Afeyan, Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative, auf die schmerzlichen Parallelen zwischen den Problemen, für die sich die Aurora-Finalisten 2022 einsetzen, und den Geschehnissen mit den Armeniern im Osmanischen Reich vor mehr als 100 Jahren hin. „Heute ehren wir die Aurora-Finalisten 2022. Es sind außergewöhnliche Menschen, die jeden Tag furchtlos ihr Leben und ihre Freiheit zum Wohle anderer riskieren. Es ist das größtmögliche Opfer, und es ist auch das größte Zeugnis ihrer Menschlichkeit. Sie standen vor einer gewaltigen Herausforderung und trafen eine unglaublich schwierige Entscheidung. Getrieben von ihrem Sinn für Gerechtigkeit und Mitgefühl engagieren sie sich weiterhin für die Hilfe und den Schutz derjenigen, die dies am dringendsten benötigen“, so Dr. Afeyan. 

Lord Ara Darzi, Vorsitzender der Auswahlkommission des Aurora-Preises, kam auf die Bühne, um die drei mutigen Menschenrechtsaktivisten zu würdigen, die außergewöhnlichen Heldenmut und größtes Mitgefühl für diejenigen gezeigt haben, denen es weniger gut geht als ihnen selbst. „Dies war ein turbulentes Jahr für die Welt. Auf die COVID-19-Pandemie, die so schreckliches Leid über den Globus gebracht hat und immer noch bringt, folgten der erste Krieg in Europa seit 70 Jahren und die schlimmste Energie- und Lebenskostenkrise seit einer Generation. Alle Nationen und alle Völker sind davon betroffen. Aber es sind immer die Armen und Entrechteten, die am meisten leiden. Wer wird ihnen in solch schwierigen Zeiten zu Hilfe kommen?“, so Lord Darzi, der damit andeutete, dass es Menschen wie die Aurora-Finalisten sein würden. In seiner Rede würdigte er auch das Gedenken an den Aurora-Finalisten 2021 Paul Farmer und den Aurora-Mitbegründer Vartan Gregorian, die beide 2021 verstorben sind. 

Lord Ara Darzi, Vorsitzender der Auswahlkommission des Aurora-Preises, würdigt die Aurora-Finalisten und gedenkt dem Aurora-Mitbegründer Vartan Gregorian und dem Aurora-Finalisten 2021 Paul Farmer, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Leider konnten Jamila Afghani und Mahienour El-Massry trotz aller Bemühungen nicht nach Venedig reisen, aber Hadi Jumaan nahm persönlich an den Aurora-Veranstaltungen 2022 teil. Seine furchtlose Arbeit wurde von Hina Jilani, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises und ehemalige UN-Sonderbeauftragte des Generalsekretärs für die Lage von Menschenrechtsverteidigern, vorgestellt: „Hadi Jumaan fungiert als Vermittler, der die Konfliktparteien davon überzeugt, die Lieferung humanitärer Hilfe und den Austausch von Gefangenen zuzulassen. Er holt auch Leichen von den schlimmsten Orten ab, um sie den Familien zurückzubringen. Diese Arbeit ist äußerst gefährlich und erfordert eine sehr sorgfältige Planung.“

Hadi Jumaan erzählte von der beschwerlichen Reise, die er auf sich nehmen musste, um nach Italien zu gelangen. Er brauchte drei Tage, um von einem Ort zum anderen zu gelangen und gefährliche Straßen zu überqueren, um den Jemen zu verlassen. Ungeachtet dessen und trotz der allgemeinen Erschöpfung, die er aufgrund der Belastung durch seine Arbeit verspürt, kann er sich nicht dazu durchringen, ernsthaft darüber nachzudenken, aufzuhören. „Jeden Tag wird man mit dem Tod konfrontiert, und ich versinke nahezu in großer Frustration, Zerrissenheit, Verzweiflung, ja sogar Unfähigkeit, diesen Job weiterzumachen. Aber da ist in mir immer diese menschliche Regung, wenn eine Mutter, ein Vater, ein Bruder, eine Schwester oder ein Sohn mit mir Kontakt aufnimmt und mich bittet, ihren vermissten Angehörigen zu finden. Dann kann ich nicht nein sagen“, so Hadi, der seine Tränen nicht zurückhalten konnte. 

Hadi Jumaan spricht in einem bewegenden Beitrag über seine Arbeit, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Er bedankte sich auch bei Aurora für die Medaille und die damit verbundene Anerkennung: „Diese Anerkennung ist ein Geschenk des Himmels. Sie kommt von oben. Sie kann auch als Würdigung zweier Menschen verstanden werden, die mich trotz all dem Leid unterstützt und zu mir gehalten haben. Zum einen meiner Mutter, der ich diese Medaille widme, und zum anderen meiner Frau, die all die Jahre des Leidens mit mir geteilt hat. Diese Anerkennung gilt all den Menschen, die mich unterstützt haben.“

Die Verdienste der Aurora-Finalistin 2022 Jamila Afghani wurden von Ernesto Zedillo, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, Direktor des Yale Center for the Study of Globalization und ehemaliger Präsident Mexikos, vorgestellt. „Die Arbeit von Jamila Afghani war schon immer wichtig, und heute ist sie sogar noch wichtiger, denn eines der angeblichen Ziele des Taliban-Regimes ist die Unterdrückung und Repression von Frauen. Frau Afghani hat nicht aufgegeben und setzt ihre Arbeit im Ausland, im Exil, fort“, so Zedillo. Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 wurde Jamila Afghani – nicht zum ersten Mal – zu einer Geflüchteten, und es war ihr nicht möglich, die erforderlichen Papiere für eine Reise nach Venedig zu erhalten.

Ernesto Zedillo, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, stellt die Aurora-Finalistin 2022 Jamila Afghani vor, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Sie schickte jedoch eine Videobotschaft, um ihre Gedanken an das Publikum zu richten: „Ich glaube, dass Bildung wie eine Kerze ist, die Licht in die Dunkelheit bringt. Und das Licht vieler Kerzen rund um die Bildung wird die Dunkelheit in unserer Gesellschaft vertreiben. Und heute habe ich mehr denn je keine andere Wahl, als zu kämpfen und meinen Kampf fortzusetzen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die junge Generation.“

Die ägyptische Aurora-Finalistin 2022, Anwältin und politische Aktivistin Mahienour El-Massry durfte aufgrund eines behördlichen Reiseverbots nicht ausreisen. Ihre Arbeit wurde dem Publikum von der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, Menschenrechtsanwältin und erste Richterin im Iran, vorgestellt. „Zuletzt wurde Mahienour im Jahr 2019 verhaftet, nachdem sie zum wiederholten Mal an regierungskritischen Protesten teilgenommen hatte. Die Aktivistin wurde im Juli 2021 freigelassen. Mahienour El-Massry kämpft nach wie vor für soziale Gerechtigkeit und gegen Polizeigewalt. Trotz aller Herausforderungen ist sie voller Enthusiasmus und Optimismus, was die Zukunft ihres Landes angeht“, so Ebadi. 

Aurora Dialogues 2022 „Würdigung der Aurora-Finalisten 2022“, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

„Anwältin in einem autoritären Land zu sein, ist sehr schwer, weil man Recht und Gesetz in einem Land anwenden muss, in dem Recht und Gesetz missachtet werden. Was mich bei meiner Arbeit antreibt, ist die Hoffnung auf eine bessere Zukunft und die Überzeugung, dass alle Menschen eine bessere Zukunft verdienen“, so Mahienour El-Massry in ihrer Videobotschaft. Auch Mariam Grigoryan, die Mahienour für den Aurora-Preis nominiert hatte, würdigte ihre Verdienste in ihrer Rede. „Als junge Frau aus einer traditionellen Gesellschaft, die ihren eigenen Weg geht, ist Mahienour ein Vorbild für Tausende von Gleichgesinnten in der Welt. Und sie ist sich der Kraft einer solchen Solidarität voll bewusst“, so Grigoryan.

Mariam Grigoryan spricht über Mahienour El-Massry, die sie für den Aurora-Preis nominiert hat, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Ruben Vardanyan, Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative und von Noôdome, wies darauf hin, wie wichtig es ist, ein Netzwerk mit Menschen aufzubauen, die einander vertrauen. Er sprach zudem darüber, dass Aurora solche Menschen zusammenbringt, die Verantwortung übernehmen und etwas bewirken können. „Du gibst mir die Kraft zu spüren, was ich tun muss. Deshalb bin ich nach Arzach (Berg-Karabach) gezogen und habe beschlossen, bei den Menschen zu bleiben, die meine Hilfe brauchen, weil ich mir ein Vorbild an dir genommen habe. […] Die weitere Vertrauensbildung und die Durchführung von Aurora-Veranstaltungen trotz aller Herausforderungen, denen wir in Armenien und Arzach gegenüberstehen, sind sehr wichtig, um ein Zeichen zu setzen und zu sagen: Trotz der Tatsache, dass wir alle mit einer völlig anderen Realität konfrontiert sind, stehen wir zusammen, und wir können unser Bestes geben, um die Welt zu retten, um Menschen zu retten und der nächsten Generation Hoffnung zu geben“, so Ruben Vardanyan.

Ruben Vardanyan, Mitbegründer der Aurora Humanitarian Initiative, bedankt sich bei den Aurora-Finalisten für ihre selbstlose Arbeit, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022

Am Ende der Veranstaltung konnten die Gäste einen Kurzfilm anschauen, der die Wirkung von Aurora zeigt und die Geschichten der Menschen hinter den statistischen Zahlen erzählt. Jedes Jahr erhält der Aurora-Preisträger ein Preisgeld in Höhe von 1.000.000 US-Dollar, um den ungebrochenen Kreislauf des Gebens fortzusetzen. Dies ist nur dank der Unterstützer von Aurora möglich. Dank ihrer Großzügigkeit konnte die Aurora Humanitarian Initiative in den vergangenen sechs Jahren bereits mehr als 2,7 Millionen Begünstigte mit ihren Programmen erreichen. 

Foto oben: Hina Jilani, Mitglied der Auswahlkommission des Aurora-Preises, ehrt den Aurora-Finalisten 2022 Hadi Jumaan mit einer Medaille, Venedig, Italien, 15. Oktober 2022