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Baron Ara Darzi: “Bei jeder Form Krise leidet zuerst die Gesundheitsversorgung”

Baron Ara Darzi: “Bei jeder Form Krise leidet zuerst die Gesundheitsversorgung”

Professor Ara Darzi ist Direktor des Institute of Global Health Innovation am Imperial College London. Er ist auch der Paul Hamlyn-Chef der Chirurgie am Imperial College London und am Institute of Cancer Research sowie Vorstandsvorsitzender des World Innovation Summit for Health in Katar. Er ist konsultierender Chirurg am Imperial College Hospital NHS Trust und am Royal Marsden NHS Trust.

Was sind die größten Herausforderungen, die wir heute haben?

Es gibt viele Herausforderungen. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, welche hiervon aus meiner Sicht die größte ist; sie alle sind sehr große Herausforderungen für die Menschlichkeit als Ganzes. Schauen Sie einfach auf die Herausforderung globalen Sicherheit, die Herausforderung Terrorismus, die Herausforderung Radikalisierung, die Herausforderung Klimawandel und, noch wichtiger denke ich, die Herausforderung durch diejenigen, die nicht verstehen oder nicht glauben wollen, dass der Klimawandel riesige, gewaltige Folgen für die Welt hat. Wir haben auch die Herausforderung Kriege und Konflikte. Wir haben zuletzt Beispiele hiervon erlebt, ob in Jemen oder anderen an anderen Orten der Welt. Das heißt, es gibt große Herausforderungen da draußen – trotz unseres Fortschritts, unserer technologischen Entwicklung, unserer Verbesserungen in Fragen der Bildung und Gesundheit.

Eines der Konsequenzen aus einigen dieser Herausforderungen ist die Flüchtlingskrise. Als Politiker, Regierungsmitglied und Nachfahre einer Flüchtlingsfamilie, wie sollte die Lösung dieser Krise aussehen? Was ist die Rolle der Regierungen und Institutionen und was ist die Rolle der globalen Community?

Wir haben jahrzehntelang Flüchtlingskrisen beobachtet, aber hätten so etwas im Jahr 2017 nicht erwartet. Es bricht einem das Herz, dass wir heute, in diesem Zeitalter und in dieser Entwicklungsstufe der Menschheit, immer noch diese ernsten Konflikte sehen, auf Grundlage von Annahmen, oder was es auch sein mag, die zu Krisen überall auf der Welt führen.

Wie können wir mit diesen Dingen umgehen? Wir brauchen Länder, die zusammenkommen und einige der größten Herausforderungen der Flüchtlinge richtig anpacken. Schlussendlich ist das Wichtigste, sie mit der notwendigen Zuflucht, Gesundheit, Bildung und Sicherheit zu versorgen. 

Ich denke, der Aurora-Preis hat etwas Bemerkenswertes geleistet, indem dies wirklich in den Mittelpunkt gerückt wurde. Was ist die humanitäre Rolle auf nationaler, individueller, gesellschaftlicher Ebene? Das Bewusstsein über das, was da draußen passiert, und der Glaube daran, dass deine Taten, egal wie klein sie sind, extrem wertvoll sind.

Wie beeinträchtigt diese Krise die globale Gesundheitsversorgung?

Jede Form der Krise hat eine Reihe von Einflüssen auf die Gesundheit. Schauen Sie einfach auf den Jemenkrieg. Das Aufkommen der Cholera, einer absolut vermeidbaren Erkrankung, ist ein gutes Beispiel. Bei jeder Form der Krise leidet zuerst die Gesundheitsvorsorge. Es geht um grundlegende Gesundheitsbedürfnisse, nicht mehr und nicht weniger. 

Der Aurora Humanitarian Index 2017 zeigt, dass Tatenlosigkeit überhandnimmt und dass Menschen dazu neigen, sich nicht für andere einzusetzen, nicht andere zu retten oder anderen zu helfen. Wie denken Sie können wir die Menschen dazu inspirieren, Taten zu ergreifen?

Wir haben dieses traurige Beispiel an Tatenlosigkeit über einen längeren Zeitraum bereits in den Hungerkatastrophen Afrikas vor dreißig Jahren gesehen. Ich denke, Aurora wird dies in den Blickpunkt bringen, das Bewusstsein hierzu erhöhen und den Druck hochhalten, aber auch die Welt darüber bewusst machen, wer da draußen etwas leistet und dass wir ihrem guten Beispiel folgen sollten. 

Warum denken Sie ist Aurora international wichtig und wie sieht ihre Wichtigkeit aus armenischer Perspektive aus?

Aurora ist eine absolut fantastische Idee und ist ein wahres Geistesprodukt der Armenier. Daher kann man ganz einfach eine Verbindung ziehen zwischen Auroras globalem Beitrag und Armenien und den Armeniern, weil Armenien in der Vergangenheit das Gleiche durchgemacht hat. 

So wie Aurora aufgebaut ist, würdigt sie wirklich diese humanitären Taten, nicht nur auf einer individuellen Ebene, sondern auf der Ebene von Gruppen, des Kontinents und dieses Bewusstsein ist extreme wichtig. Das Vertrauen in den Menschen wecken, dass selbst die kleinste Tat, die man tun kann, einen großen, großen Einfluss haben kann. Es gibt einige wunderbare Helden, die Preisträger wurden, und ich liebe Helden.

Ich liebe Menschen, die jedes Risiko annehmen, alles liegenlassen, nur um einen anderen Menschen zu helfen. Und diese Menschen werden durch den Aurora-Preis gewürdigt und würden wohl ansonsten historisch nicht wahrgenommen werden. Ich denke nicht, dass diese Menschen dies tun, um Anerkennung zu erhalten. Sie tun das, weil sie diese Leidenschaft haben, die sie dazu antreibt. Ich denke, was der Aurora-Preis oder zumindest die Auswahlkommission tun kann, ist, diese Leidenschaft jedem menschlichen Wesen einzuflößen.